Scharfer Blick und keine Angst vor Emotion: Stärken von Ursula Strauss in "Schnell ermittelt".

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STANDARD: "Schnell ermittelt" hat als Serie gut funktioniert. Wieso jetzt Spielfilmlänge?

Strauss: Der Formatwechsel ist eine redaktionelle und eine künstlerische Entscheidung. Wir haben vierzig Folgen gemacht, das ist bei so einer Serie viel. Und es entstand der Wunsch, mehr Genre zu erzählen, mehr Zeit zu haben.

STANDARD: "Schnell ermittelt" jetzt langsamer?

Strauss: In den Episoden musste vieles rausgeschnitten werden, weil es die Zeit nicht gab, Geschichten genauer zu erzählen.

STANDARD: Was ändert sich für Sie?

Strauss: Ich muss nur eine Geschichte im Kopf haben. Für die Serie drehten wir aus finanziellen Gründen achronologisch. Es macht einen Unterschied, sich auf einen Strang zu konzentrieren statt auf fünf. Für mich ist es sehr wohltuend, dass sich die Serie entwickeln darf.

STANDARD: Als Ermittlerin sind Sie unumstritten, Schwächen werden eher bei den Fällen beklagt. Reicht die Typenbeschreibung?

Strauss: Ich glaube sehr wohl, dass die Identifikation mit den Figuren eine starke Ebene ist. Über einiges andere sieht man hinweg, wenn man den Figuren Sympathie oder auch Antipathie entgegenbringt. Angelika Schnell polarisiert, das ist schon ein starker Grund, warum man zuschaut.

STANDARD: Ist dem Österreicher ein guter österreichischer Kriminalfall nicht zumutbar?

Strauss: Vielleicht holt er ihn sich woanders. "Schnell ermittelt" ist so erfolgreich, weil es genau diese Familiengeschichte gibt. Sie ist eine Frau, die es sowohl im Beruf wie im Privatleben nicht leicht hat. Sie macht Fehler, versagt als Mutter, als Chefin.

STANDARD: Jede fünfte Frau in Österreich wird Opfer von Gewalt in der Familie. Ein schockierender Aufhänger für "Schuld"?

Strauss: Ganz oft geht es in "Schnell ermittelt" um emotionale Verbrechen. Beim nächsten Fall geht es um die Nazi-Zeit. Es ist unser Anliegen, dass diese Themen bearbeitet werden.

STANDARD: Gefahr, im Publikum Angesprochene zu vergraulen?

Strauss: Solche Überlegungen darf man nicht anstellen. Wenn man etwas zu sagen hat, dann hat man es zu sagen, dazu muss man auch stehen. Das Publikum verträgt viel mehr, als oft geglaubt wird.

STANDARD: "Schnell ermittelt" verkauft sich international. Wie nahmen Sie das Interesse auf?

Strauss: Ein irreales Gefühl. Dänemark ist für mich schön, weil mein Bruder und meine Nichte mich dort sehen. "Schnell ermittelt", synchronisiert auf Italienisch, klingt, als wäre ich jemand anderes.

STANDARD: Manche Ihrer Kollegen hadern mit der Serialität: Sie nagle fest. Für Sie kein Problem?

Strauss: Nein. Ich stehe hinter dieser Arbeit voll und spiele andere Rollen, was toll ist.

STANDARD: Kein "Grüß Gott, Frau Inspektor" im Supermarkt?

Strauss: Nein, meist "Frau Strauss", was schön ist. (Doris Priesching, DER STANDARD, 11.12.2012)