Bild nicht mehr verfügbar.

Auch die Pinguine Pedro and Buddy im Zoo von Toronto sind homo- oder besser: bisexuell. Nachdem sich die beiden mit Weibchen gepaart hatten, durften sie wieder zusammenleben.

Foto: Reuters

"Bisexualität verdoppelt deine Chancen auf ein Samstagabend-Rendezvous." Hinter dieser weisen Einsicht von Woody Allen scheint sich eine noch tiefere Wahrheit zu verbergen, als es auf den ersten Blick scheint - zumindest wenn man neue Erkenntnissen berücksichtigt, die Evolutionsbiologen der Universität Frankfurt an Atlantikkärpflingen gewannen: "Schwules Verhalten" scheint nämlich männliche Fische für Weibchen sexy zu machen.

Doch alles der Reihe nach. Homosexuelles Verhalten ist im Tierreich ein nahezu universelles Phänomen, wie 2009 eine Überblicksstudie im Fachblatt "Trends in Ecology & Evolution" feststellte: Bereits bei rund 1500 Tierarten wurde Sex mit Geschlechtsgenossen beobachtet. Besonders gut dokumentiert ist homosexuelles Verhalten bei unseren nächsten lebenden Verwandten, den Bonobos, die als grundsätzlich bisexuell bezeichnet werden könnten.

Schwule Pinguinpaare

Bekannt für ihr homosexuelles Verhalten sind außerdem Pinguine. In vielen Zoos der Erde leben homosexuelle Paare, die sich zwischendurch auch mit Weibchen paaren und in gleichgeschlechtlicher Partnerschaft Küken großziehen - so etwa im Zoo von Bremerhaven. Extrem ausgeprägt ist Homosexualität übrigens bei Giraffen, bei denen anscheinend 94 Prozent der sexuellen Aktivitäten gleichgeschlechtlich sind, ohne dass deshalb die Erzeugung von Nachwuchs gefährdet wäre.

Warum aber gibt es überhaupt homosexuelles Verhalten im Tierreich? Widerspricht das nicht den elementarsten evolutionären Grundgesetzen - dass nämlich im Grunde alles Verhalten letztlich auf die Weitergabe der eigenen Gene abzielt?

Die deutschen Forscher um David Birnbach könnten nun an den Atlantikkärpflinge, deren Männchen bisexuelle Aktivitäten zeigen, eine mögliche Lösung dieser Fragen gefunden haben. Schon im Vorjahr haben die Biologen an den Tieren ein erstaunliches Verhalten dokumentiert: Männchen verhalten sich gegenüber Weibchen anders, wenn sie wissen, dass sie von einem (größeren) Männchen beobachtet werden - eine Strategie, die auch bei Menschen nicht völlig unbekannt ist.

In der aktuellen Ausgabe der Fachzeitschrift "Biology Letters" berichten Bierbach und seine Kollegen von einer weiteren überraschenden Strategie bei der Partnerwahl: Den Weibchen ist es völlig egal, ob ein Männchen auch mit Geschlechtsgenossen Sex hat - Hauptsache, es ist sexuell aktiv. Denn das bedeute Gesundheit, Vitalität und gute Kondition. In Bierbachs Worten: "Sexuelle Aktivität an sich stellt für Weibchen ein Qualitätsmerkmal dar, denn kranke Männchen zeigen kaum Sexualverhalten". Das wiederum könne auch eine Erklärung für bisexuelle Verhaltensweisen vieler anderer Arten sein. (Klaus Taschwer, DER STANDARD, 12.12.2012)