Cover: Warner

Album
DR. JOHN
Locked Down
(Nonesuch)

Statt Rentner-Gejazz schießt der 72-jährige Doc heuer ein furztrockenes Soul- und Funk-Album aus der Hüfte, bistdudeppert. Mut gemacht dazu hat ihm Dan Auerbach (The Black Keys) der dieses Paket produziert hat und darauf die Gitarre würgt. God's sure Good heißt das letzte Lied. Angesichts dieses Albums ist man fast versucht, das zu glauben.

Song
BOBBY WOMACK
Bravest Man of the Universe
(XL)

Auf diesem Spätwerk zielt Bobby mit dem das Göttliche anrufende If There Wasn't Something There ins Hörerherz - und trifft. Gemeinsam mit dem in die Knie zwingenden Faithful Man von Lee Fields zeigt sich in einem lauwarmen Jahr, Soul wird noch da sein, wenn all die Brooklyn-Hipster längst biedere Anwälte geworden sind.

Newcomer
METZ
(Sub Pop)

Der kanadische Dreier Metz prügelt auf seinem titellosen Debüt Noise Rock alter Schule, der die Tränendrüse der Nostalgie in Schwingung versetzt. Brave Buben. Auf demselben Feld hagelt es von den britischen Flats auf dem Album Better Living Watschen, Gülle und schlechte Laune. Ein schönes Album in einem Jahr, in dem alle viel zu gut gelaunt waren.

Österreich
FUZZMAN
Trust Me Fuckers

(Lotter Label)

Mit Rabiat-Landlern, schlageresk formuliertem Verlangen nach Herzschmerzstillung und einnehmenden Low-Fi-Kleinodien überragte Herwig Zamernik alias Fuzzman mit Trust Me Fuckers alle Mitbewerber. Vergleichslos erblüht hier ein Individualismus, dessen einzige Verwandtschaft sich im Eigenbrötler Chris Knox ausmachen lässt.

Re-Issue
DAN PENN
The Fame Recordings

(Ace)

Mit seinem kongenialen Partner Spooner Oldham hat Penn ein paar der wichtigsten Deep-Soul-Nummern komponiert. Heuer sind seine legendären Demos veröffentlicht worden, die belegen, dass dieses eine Latzhose bewohnende Weißbrot selbst einer der größten Soulsänger aller Zeiten ist. Auch wenn man es schon gewusst hat, Handkuss.

Helden/Heldinnen
BOB MOULD
Silver Age

(Merge)

Gegen seine Prägung hat man keine Chance, und Bob Mould rauscht durch Silver Age als wäre er 1991 schon einmal gut gelaunt gewesen. Das geht runter wie das Werk von Hüsker Dü, leckerschmecker. Lee Ranaldo, selbst im "Silver Age" angekommener Sonic Youther, bedient mit Between The Times And The Tides ein ähnliches Bedürfnis. (Karl Fluch, Rondo, DER STANDARD, 13.12.2012)