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Ob das Fracking eine Gefahr für die Umwelt ist, wird weiter untersucht. Eine große Studie wurde jetzt zurückgezogen. Der Grund: Ein Interessenkonflikt.

Foto: reuters/STRINGER

Fracking "wirkt brutal", schreibt der "Spiegel": Ein Gemisch aus Wasser, Sand und Chemikalien wird mit Hochdruck ins Gestein gepumpt und zerschmettert es tief in der Erde. So gewinnt man Gas. Anwohner und Umweltschützer fürchten, das Gemisch könnte das Trinkwasser verschmutzen. Im Februar gab eine Studie der Uni Texas dann scheinbar Entwarnung: Die Förderung von Schiefergas sei weit weniger gefährlich als angenommen, lautete das Ergebnis einer umfangreichen Untersuchung unter der Leitung von Charles Groat.

Interessenkonflikt nicht offengelegt

Was damals niemand wusste: Groat war Vorstandsmitglied der Gasfirma Plains Exploration & Production, wie die "Neue Zürcher Zeitung" nun berichtet. Diese Firma sei auch im Bereich Fracking tätig und sie habe dem Professor ein Mehrfaches seines Gehalts gezahlt, so die Zeitung. Offengelegt hat Groat diesen Interessenkonflikt jedoch nicht. Ans Licht gekommen ist er erst durch einen Bericht der Public Accountability Initiative (PAI).

Deshalb sei die Studie jetzt auch extern untersucht worden, schreibt die Zeitung. Und der Bericht ist deutlich: Die Studie sei nicht nach wissenschaftlichen Standards ausgelegt, überwacht, begutachtet und herausgegeben worden, heißt es. Zu großen Teilen habe sie sich nicht auf Daten gestützt, heißt es, weil es diese Daten gar nicht gebe.

Kritisiert wird auch die Präsentation der Ergebnisse. In den Texten hätten die Autoren der Studie ihre Unsicherheiten zum Ausdruck gebracht, in den Informationen an die Medien seien die Vorbehalte aber kaum erwähnt worden, kritisiert das Untersuchungsgremium.

Studie von Website entfernt

Die Universität Texas hat Konsequenzen gezogen: Sie habe die Studie von ihrer Website entfernt und strengere Richtlinien für die Behandlung von Interessenkonflikten aufgestellt, berichtet die "NZZ". Außerdem sei der Leiter des Energie-Institutes zurückgetreten, auch der Studienleiter ist nicht mehr an der Universität tätig. Dies allerdings nur deshalb, weil er eine andere Stelle angenommen habe, betonte er gegenüber Reportern. Für Kevin Conner von der PAI ist der Untersuchungsbericht hingegen ein Sieg für die akademische Integrität in der Debatte ums Fracking.

In den USA wird diese Debatte sehr hitzig geführt. Auch, weil es zu den tatsächlichen Risiken kaum Daten gibt. In Europa wird noch nicht so intensiv über die möglichen Umweltgefahren des Frackings diskutiert. Hier steht die Förderung von Schiefergas erst am Anfang. Auch das Potenzial gilt als deutlich kleiner, so die "NZZ". Außerdem gibt es innerhalb Europas große Unterschiede: Die OMV hat von ihren Fracking-Plänen in Niederösterreich Abstand genommen, in Frankreich und Bulgarien wurde Fracking sogar verboten, Großbritannien hat die Förderung von Schiefergas in der vergangenen Woche dagegen wieder erlaubt, in Polen haben erste Bohrungen bereits begonnen. (part, derStandard.at, 19.12.2012)