Marcel Duchamp, Detail aus Boîte (La Boîte-en-valise), 1968

Foto: Succession Marcel Duchamp / 2012, ProLitteris, Zürich

Ein wahres Ballungszentrum von Pfiff und Intellekt, Feinsinn und Witz ist die fürstentümliche Residenzstadt - jedenfalls während der von Christiane Meyer-Stoll kuratierten Ausstellung im Kunstmuseum Liechtenstein. Angesichts der Kombination aus dem Ausstellungstitel Don' t Smile und einem Grinse-Icon auf dem Plakat klingelt's: das Liedchen von Meister René Magritte, das er in seiner Serie "Verrat der Bilder" anstimmte. Dessen bekanntestes ist Ceci n'est pas une pipe (Dies ist keine Pfeife).

So kommen die in der dichten Zusammenschau wiederkehrenden Pfeifen - bildlich und verbal - natürlich nicht von ungefähr. Und auch der große Belgier höchstpersönlich ist mit einem kleinen Original vertreten, klug platziert als Intervention in einem jener Bereiche, die gegenwärtige Kunstschaffende konzipiert haben. Dass das Werk im Postkartenformat mit einem schwarzen Samttuch verhängt ist, hat konservatorische Gründe. Der Effekt der pointierten Tuschezeichnung Personnage éclatant de rire wird allerdings durch das Enthüllen des Verborgenen durchaus befördert.

Im Entdecken und Sichtbarmachen komischen Potenzials liegt die Stärke dieser Ausstellung. Und frappierend sind die Quellen: Das simple ABC zum Beispiel birgt ganz schön Stoff. Da zeigt ein Video von John Baldessari, wie der Künstler einer Topfpflanze in inniger Geduld das Alphabet beibringt. Er hält jeweils ein Blatt (Papier) in die Nähe der Pflanze und trichtert ihr einen Buchstaben nach dem anderen ein.

Bethan Huws' Beitrag zeichnet sich aus durch brillanten Sprachverstand mit heiterem Understatement. Auf einer ihrer Texttafeln erklärt oder fordert sie "LOVE LETTERS". Ein anderer historischer Bezugspunkt, Kurt Schwitters, zäumt das Grundgerüst der Sprache von hinten auf und generiert allein schon dadurch Komik. Kay Rosen, linguistisch versierte Meisterin des Schrift-Bilds, reiht bloß die ersten neun Glieder der A-bis-Z-Kette hintereinander und färbt die beiden Lettern am hinteren Rand anders ein: Schon grüßt's heraus.

Auch Rainer Ganahl verbindet man stark mit Sprache, weniger mit Humor. Zu präsent ist der gesellschafts-, globalisierungskritische Ansatz seiner prozessualen Arbeit. Kommunismus, China, Sweatshops: Leichter lachen lässt es sich angesichts der Arbeit Ebay Karl Marx, US$ 134.50, 1969/2012. Ganahl dokumentiert seinen Erwerb einer Büste mitsamt der Verpackung für den Versand: Zustellen lassen hat er den Kommunismus-Nippes direkt an das "Karl Marx Museum / Lichtenstein" [sic! ], plus Postadresse des Ausstellungsortes.

Im spätkommunistischen Polen geboren ist Anna Kolodziejska, deren Arbeiten die Ausstellung mit einer poetischen Dimension bereichern. Eine beige Allerweltswolldecke hängt an der Wand - und erhält durch ein Eselsohr am unteren rechten Rand etwas Neckisches. Zwei Fußabstreifer wiederum bäumen sich auf zum Kuss.

Großer Kontrast gleich nebenan ist die extra-unatmosphärische Umgebung des Josef Dabernig. Zwei Bildschirmarbeitsplätze zur Betrachtung seiner Videos, gerahmte oder in Vitrinen gelegte Auflistungen, Privatstatistiken betreffend Nikotin- und Benzinverbrauch. Dabernigs handschriftliche, komplette Fassung der Entschlackungsbibel von Franz Xaver Mayr zeugt von subversiver (Anti-)Disziplinierung. Beim Blick in den Text allerdings bleibt einem das Lachen im Hals stecken.

Eine Ausstellung, die das Lächeln schon im Titel führt, kann nicht ohne Mona Lisa. Auch sie ist präsent in historischen Positionen: Marcel Duchamps Schnurr- und Kinnbärtchen auf der Da- Vinci-Reproduktion findet sich potenziert durch Bethan Huws' Wandtext. Robert Filliou dekorierte 1965 Putzfrauenausrüstung mit der Botschaft "Bin in 10 Minuten zurück, Mona Lisa". Und auch die in unmittelbarer geografischer Nähe zur Ausstellung verortete Anne Marie Jehle (1937-2000) erlaubte sich einen Gag mit der Unergründlichen: Sie versieht sie mit Rauchzeug. Keine Magritte'sche Pfeife ragt aus dem Mund der Mona Lisa, sondern etwas Selbstgedrehtes. Self-Empowerment spiegelt sich auch in Jehles Schuhwerk:

Zwei Stöckel dienen als Absatz, eine aufgebrauchte Schachtel "Genie Automat" als Fußbett. Spätestens hier offenbart sich auch die geschlechtsspezifische Dimension von Humor. (Petra Nachbaur, DER STANDARD, 2.1.2013)