Dass politische Gesinnung genetisch determiniert sei, ist ein weitverbreiteter Irrtum - besonders dort, wo man seit Generationen der Meinung ist, man habe die Wahrheit gepachtet. Daher verwundert es wenig, dass die niederösterreichische VP so pikiert auf das mögliche Antreten der Politikerkinder Ernest Gabmann und Karin Prokop für das Team Stronach bei der Landtagswahl reagiert. Ob nun Druck ausgeübt wurde (wie ein Sprecher der Partei sagt) oder nicht (wie die VP beteuert): Es wurmt sie besonders bei Prokop, deren Mutter Liese zum engsten Kreis rund um Landeshauptmann Erwin Pröll gehörte.

Gabmann und Prokop handeln weder verwerflich noch unmoralisch, seltsam ist die Konstellation dennoch. Ein greiser Parteigründer, der zwar für den Landtag kandidiert, in selbigem aber nicht sitzen will, holt sich an und in der VP gescheiterte Mitstreiter mit halbwegs prominentem Namen. Stronach hat mit Pröll noch ein paar Rechnungen offen, etwa wegen der Weltkugel in Ebreichsdorf, deren Errichtung an der fehlenden Landes-Genehmigung scheiterte. Niederösterreich bezeichnete Stronach als Diktatur; ein interessanter Befund von jemandem mit zweifelhaftem Verständnis für Medienfreiheit und Arbeitnehmerrechte.

Genauso wenig wie politische Gesinnung vererbt sich politisches Talent. Ein Name ist keine Qualifikation. Und der VP maximal auf die Nerven gehen zu wollen, mag eine Motivation sein - aber noch lange kein Programm. (Andrea Heigl, DER STANDARD, Printausgabe, 2.1.2013)