Sucht und findet in der Ferne sich selbst: der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler

Foto: Marko Lipus

Wien - Im März 1943 war die Ukrainerin Njetotschka Iljaschenko aus ihrem von den Deutschen besetzten Heimatdorf Dóbenka als Zwangsarbeiterin nach Kärnten verschleppt worden. Jahre später gerät der Kärntner Schriftsteller Josef Winkler auf der Suche nach einem Arbeitsdomizil an den Hof der mittlerweile alt gewordenen Bäuerin.

Sein dokumentarischer Text Die Verschleppung (1983) handelt von dieser ukrainischen Zwangsarbeiterin - und über den Umweg ihres Lebens- wie Leidensweges auch von der Geschichte Winklers selbst.

Der 1953 in Kärnten geborene Autor konfrontiert sich gerne mit fremden Erfahrungen und Geschichten, setzt sich diesen auf seinen Reisen nach Indien, Rom oder Japan vorsätzlich aus. Über das Aufzeichnen des Fremden, oft Verstörenden tut er eine Möglichkeit auf, sich selbst freizumachen von dem, was ihn bedrängt und bedrückt.

Die von Christine Ivanovic und Alexandra Millner konzipierte Tagung "Die Entsetzungen des Josef Winkler" widmet sich nun genau diesem Aspekt seiner Poetik: dem "Umschlag von Schrecken in Befreiung".

Zu den Vortragenden zählen unter anderen Klaus Amann, Bernard Banoun, Brigitte Schwens-Harrant, Dana Pfeiferova, Hiroshi Yamamoto und Evelyne Polt-Heinzl. Am Donnerstag, 10. Jänner, liest Josef Winkler um 19 Uhr aus Natura morta. Eine römische Novelle, am Freitag, 11. Jänner, liest er um 18 Uhr aus den unveröffentlichten Texten Wortschatz der Nacht und Mutter und der Bleistift. (Andrea Heinz, Album, DER STANDARD, 5./6.1.2013)