foto: straub/huillet

Ich erinnere mich, wie Straub und Huillet ihren neuen Film in der Pariser Cinemathèque vorstellten und sich, da ihnen das Publikum zu langweilig war, ein Streitgespräch lieferten, sie im Zuschauerraum, er auf der Bühne, das mit seinem Witz und seiner Brillanz uns alle beschämte.

Ich erinnere mich, wie Straub und Huillet gemeinsam und allein die schweren Filmrollen ihres weiteren neuen Films in Boulogne ins Tonstudio zur Mischung schleppten und wir, mein Tonmeister, der auch der ihre ist und ich und unsere Cutterin, ihnen gerührt und beschämt zu Hilfe eilten.

Ich erinnere mich, wie ich bei der ersten Begegnung mit Der Tod des Empedokles erst nichts zu verstehen glaubte und wie mir der Film die Ohren für Hölderlins Sprache geöffnet hat.

Ich erinnere mich an meine Tränen ob der minutenlangen Einstellung des Fensters, durch das der blinde Bach nicht mehr sehen kann.

Ich danke Jean-Marie Straub für die Erkenntnisse, die mir seine Filme auf so sinnliche Weise vermittelt haben, ich danke ihm für seine Unbeirrbarkeit und Sturheit, ich danke ihm für ein Werk, das in der Geschichte der Filmkunst einmalig ist.

Möge er nicht aufhören, Filme zu machen.

(Michael Haneke, DER STANDARD, 8.1.2013)