Dem Wähler wird im Salzburger Finanzskandal keine Aufklärung geboten, sondern ein Theater der Schuldzuweisungen. Täglich ist der Bürger neuen verbalen Untergriffigkeiten der Parteien ausgesetzt. Aus dem Zusammenhang gerissene Dokumente tauchen auf, um den Noch-Koalitionspartner tiefer in den Sumpf des Finanzskandals hineinzuziehen. SPÖ und ÖVP versuchen zu zeigen, dass der jeweils andere etwas wissen musste. Für zusätzliche Verwirrung sorgen als neu präsentierte alte Zahlen, die nicht einmal konkret zuzuordnen sind.

Zur Aufklärung trägt das politische Anpatzen nichts bei, und auch als nervöse Schnellschuss-Wahlkampfstrategie ist es wohl kaum tauglich. Unterm Strich weiß der Wähler heute nicht mehr als beim Auffliegen des Skandals Anfang Dezember. Außer dass sowohl SPÖ als auch ÖVP versuchen, möglichst glimpflich aus dem Debakel zu kommen. Zu hoffen bleibt, dass sich das am Mittwoch ändert, wenn der scheidende Finanzreferent David Brenner (SPÖ) seinen ersten Zwischenbericht vorlegt.

Aufklärung, Transparenz und sachliche Zusammenarbeit sind dem Bürger wichtiger als eine Schmutzkübelkampagne. Mit eindeutigen Informationen über die finanzielle Lage des Landes und einer klaren Linie bei der Aufarbeitung der Misere würden beide Großparteien dem Wähler eine bessere Entscheidungsgrundlage für die Neuwahlen geben als mit gegenseitigen Beschuldigungen. (Stefanie Ruep, DER STANDARD, 14.1.2013)