Petra Jens (li.) und ihre Mitarbeiterin Maria Grundner (Mi.) auf dem letzten und steilen Stück zwischen Sensengasse und dem Alten AKH. Fußgängerfreundlich muss noch nicht barrierefrei bedeuten.

Foto: Regine Hendrich

Wien - Schnee in Wien findet Petra Jens toll. Prinzipiell. Aber auch als Fußgängerbeauftragte der Stadt. "Man sieht dann immer viel mehr Menschen in der Stadt, die zu Fuß unterwegs sind", sagt Jens, während sie durch den Arne-Carlsson-Park im 9. Bezirk stapft.

Ob die Gehsteige in Wien bei den Schneefällen der vergangenen Tage auch so geräumt waren, wie es sich eine Fußgängerbeauftragte wünscht? Immerhin hatten viele Leute bemerkt, dass auf den Radwegen häufig keine einzige Schneeflocke lag, während sich auf den danebenliegenden Gehsteigen der Schnee türmte. "Im Großen und Ganzen hat es geklappt", findet Jens, trotzdem müsse man private Hauseigentümer immer wieder daran erinnern, die Trottoirs zu räumen.

Direktverbindung zum Alten AKH

Die Wege in dem tiefverschneiten Park am Alsergrund werden im Winter zwar nicht freigeschaufelt, aber der Schnee ist von den Spaziergängern bereits schon so festgetreten, dass man ohne Probleme durchspazieren kann. Jens hat diese Route gewählt, weil in der Anlage an der Kreuzung Spitalgasse, Nußdorfer und Währinger Straße eine wenig bekannte Fußgängerdirettissima beginnt, die bis ins Alte AKH führt.

Als am anderen Ende des Arne-Carlsson-Parks vor zwei Jahren eine neue Wohnhausanlage errichtet wurde, wurde auch ein Fußgängerweg angelegt, der in die Sensengasse mündet. "Hier kann man sich als Fußgänger viel stressfreier bewegen, und man merkt gar nichts mehr von der stark befahrenen Spitalgasse", sagt Jens, die seit Jahresbeginn mehr Bewusstsein für die Bedürfnisse der Wiener Fußgänger schaffen will. Denn diese würden häufig noch immer nicht als gleichberechtigte Verkehrsteilnehmer angesehen.

Leitsystem für Fußgänger

Schleichwege gibt es viele in der Stadt. Abkürzungen, die einen oft zu Fuß schneller ans Ziel bringen als mit den Öffis oder dem Auto. Im Büro der Fußgängerbeauftragten sammelt man gerade Daten, um einen eigenen Stadtplan für Fußgänger zu erstellen. "Fußwege werden häufig zeitlich viel länger eingeschätzt, als sie tatsächlich sind", betont Jens, deren zweites Vorhaben ein Leitsystem für Fußgänger ist. "Wichtig wird sein, dass die Dauer der Strecken in Minuten angegeben ist, mit Kilometerangaben kann man als Fußgänger wenig anfangen."

Bei der Sensengasse angekommen, ist hinter einer im Zickzack angelegten Rampe bereits das etwas höher gelegene Areal des Alten AKH zu sehen. Für Fußgänger ist das letzte Wegstück auch im Winter kein Problem. Doch Rollstuhlfahrerinnen wie Maria Grundner aus dem Team von Jens müssten trotz Unterstützung einen Umweg machen, wenn der Weg nicht geräumt wäre.

"Auch wenn man weiß, wie man sich im Rollstuhl durch die Stadt bewegen kann, kann es immer wieder unerwartete Barrieren geben", sagt Grundner. Hindernisse, die andere oft nicht wahrnehmen, auch die Fußgänger nicht. (Bettina Fernsebner-Kokert, DER STANDARD, 19./20.1.2013)