Irgendwann kommt für jeden der Moment der Wahrheit, und dann heißt es lügen, lügen, lügen. Lance Armstrong dürfte keine Ahnung haben, wer Willy Millowitsch war. Aber die Strategie, mit der der einstige Supermann des Profiradsports Dopingvorwürfen seit jeher begegnet, lässt sich hübsch mit dem Zitat des Kölner Volksschauspielers umreißen. Daran hat das für beide Seiten gewiss einträgliche Geständnis bei Oprah Winfrey nichts geändert. Denn es zählt ja nicht so sehr, was Armstrong zugegeben hat - längst Bekanntes, ja ihm zum Teil Nachgewiesenes -, sondern was der Texaner, dem Reue nicht steht, bestritten hat.

Nie, gab Armstrong also zum Besten, habe er Funktionäre des Weltverbandes mit Spenden auf seine Seite gezogen, nie habe er Teamkollegen unter Druck gesetzt, es ihm bezüglich illegaler Stärkung gleichzutun. Und in den Jahren seines Comebacks, also auch während der Frankreich-Rundfahrten 2009 und 2010, sei er nicht gedopt gewesen.

Im Gegensatz zu den eingestandenen Praktiken bis zum Jahr 2005 handelt es sich dabei um strafrechtlich Relevantes: Korruption, Nötigung, Verstöße gegen erst später erlassene Gesetze, die in manchen Staaten auch jene mit Gefängnis bedrohen, die gedopt haben, ohne mit Präparaten Handel zu treiben. Tröstlich ist, dass jene, die Armstrong zum Teilgeständnis zwangen - etwa die Ermittler der US-Anti-Doping-Behörde - auf seiner Fährte bleiben werden. Denn diese Sache stinkt - mehr als genug. (Sigi Lützow, DER STANDARD, 19.1.2013)