Nun ist das eingetreten, was alle Umfragen vorausgesagt hatten: Die Volksbefragung über Berufsheer oder Beibehaltung der Wehrpflicht ist eindeutig für die Wehrpflicht ausgegangen. Was kann man aus diesem (noch vorläufigen) Ergebnis herauslesen? Mangels ÖVP-Modell bleibt beim Bundesheer vorläufig alles beim Alten. Ob sich Minister Darabos nun erfolgreich gegen Angriffe auf seine Person und sein Amt verteidigen wird können, ist mehr als fraglich.

Die eindeutigste Aussage dieser Volksbefragung kann über die Mobilisierungskraft der Parteien getätigt werden: Hier hat die SPÖ den Kampf gegen die ÖVP klar verloren. Warum? Die SPÖ als Erfinderin der Befragung hat ungeniert versucht, ein Mittel der direkten Demokratie für ihre Zwecke zu verwenden. Dies noch dazu auf eine so ungeschickte Art und Weise, dass selbst rote Parteigänger dem - ohnehin eher leisen - Aufruf nicht ausreichend gefolgt sind. Und der Verteidigungsminister, der auf Zuruf eines wahlkämpfenden Wiener Landeschefs und des Boulevards seine Meinung innerhalb kürzester Zeit um 180 Grad geändert hat, hat das Ergebnis sicher zu Gunsten der ÖVP beeinflusst.

Keine Partei war bei diesem Thema so uneinig wie die SPÖ, wo mit Voves und Burgstaller wichtige Vertreter auf Landesebene ausscherten. Diese Befragung wäre aber nur auf dem Land zu gewinnen gewesen. Selbst der Vorsitzende des Komitees für ein Berufsheer hat keine Gelegenheit ausgelassen, um sich gegen die Unsinnigkeit dieser Befragung auszulassen. Die ÖVP musste eigentlich gar nicht viel marschieren, um diesen K(r)ampf zu gewinnen.

Ungefähr die Hälfte der Wahlberechtigten hat sich trotz des Parteien-Hick-Hacks dazu aufgerafft, an dieser Entscheidung teilzunehmen. Das ist mehr als erwartet. Das sollte die Politik als Auftrag sehen, das Thema Bundesheer, das auf Grund seiner maroden Beschaffenheit natürlich auch bei einer Beibehaltung der Wehrpflicht reformiert werden muss, ernsthaft anzugehen und nicht für bloßes Wahlkampf-Getöse zu missbrauchen. (Rainer Schüller, derStandard.at, 20.1.2013)