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FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache als Festredner des WKR-Balls im Vorjahr: Schon damals versprach er, den schlagenden Burschenschaften weiter das Tanzen in der Hofburg zu ermöglichen.

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Wien - Der 1. Februar rückt näher - und damit der Tag, an dem der Erste Wiener Akademikerball stattfinden soll. Die Kritik an der von der FPÖ organisierten Tanzveranstaltung in den Prachträumen der Wiener Hofburg reißt nicht ab. Denn hinter den "Akademikern" verbergen sich die Korporierten, schlagende Burschenschaftsverbindungen - und der Ball wird wohl einmal mehr Treffpunkt für Rechte aus ganz Europa.

Das Bündnis "Jetzt Zeichen setzen" gegen Rassismus, Antisemitismus und Rechtsextremismus, dem neben politischen Gruppierungen (Wiener Grüne, Sozialistische Jugend) unter anderem auch die Israelitische Kultusgemeinde (IKG), das Mauthausen-Komitee und der Gedenkdienst angehören, hatte am vergangenen Mittwoch eine Kundgebung vor dem Wiener Hotel Sacher organisiert, das auch in der Hofburg-Betreibergesellschaft vertreten ist. Die Gäste des Hotels sollten darüber aufgeklärt werden, " dass ihre gebuchte Bleibe mit ihrem Schweigen zu diesem Skandal rechtsextreme Umtriebe in Österreich und Europa indirekt unterstützt". Mit weiteren Protesten am Ballabend ist zu rechnen, der 1. Februar fällt noch in die "Gedenk- und Aktionswoche" des Bündnisses anlässlich des 68. Jahrestags der Auschwitz-Befreiung.

Terminliche Verwicklungen

Dass der Ball der Rechten ausgerechnet den Top-Termin Freitagabend vor den Wiener Semesterferien bekommen hat, ärgert indes auch die Organisatoren anderer Nobelbälle, auch wenn dies so offiziell niemand sagen mag. So hatten sich etwa die Wiener Kaffeesieder vergeblich für den Balltermin 1. Februar beworben. Dieser Termin sei für den Ball der Universität für Bodenkultur (Boku) reserviert, beschied die Geschäftsführung der Hofburg.

Bei der Nachbesprechung der Ballsaison im Mai 2012 dann großes Erstaunen, denn: Den heißbegehrten 1. Februar hatte am Ende die FPÖ bekommen. Auf Nachfrage von Kaffeesiederball-Organisator Max Platzer hieß es vonseiten der Hofburg: Der Boku sei der Termin doch nicht genehm gewesen, daher sei der blaue "Akademiker"-Ball eingesprungen.

Dies sei schlicht nicht wahr, erinnert sich die Boku-Pressesprecherin. Sie erzählt eine andere Version: Renate Danler, Geschäftsführerin der privaten Betriebsgesellschaft der Hofburg, habe den Organisatoren von der Hochschülerschaft beschieden, der 1. Februar sei "schon besetzt für den Akademikerball". Worauf die Boku-Hochschüler prompt - und vergeblich - protestierten.

Kaffeesieder-Chef Platzer protestierte damals ebenfalls, dies sei eine " mutwillige Verschiebung" - es nützte ebenso nichts. Der Traditionsball der Wiener Kaffeehausbetreiber mit bis zu 6000 Besuchern musste in die Semesterwoche ausweichen, auf den Tag nach dem Opernball, während der Ski-WM in Schladming. Dennoch mag sich Platzer nicht mehr öffentlich ärgern: "Wir sind nach wie vor verwundert über den Termintausch, aber wir halten uns bis jetzt gut im Kartenverkauf."

Die Auseinandersetzung zwischen "Korporierten" in der Hofburg und antifaschistischen Demonstranten davor im Vorjahr gipfelte im Ausspruch von FPÖ-Chef Heinz-Christian Strache gegenüber einem Standard-Redakteur, die Anhänger der FPÖ seien "die neuen Juden". Nach öffentlicher Empörung und der Weigerung von Bundespräsident Heinz Fischer, Strache für seine zehnjährige Abgeordnetentätigkeit einen Orden zu verleihen, reagierte auch die Unesco: Die Uno-Organisation sprach den Wiener Hofburg-Bällen den Status als "immaterielles Kulturgut" ab.

Die Casinos Austria als (damaliger) Miteigentümer der Hofburggesellschaft forderten, den WKR-Ball endgültig aus der Hofburg zu verbannen - was Geschäftsführerin Danler dann auch tat. Dass er nun über die "Hintertür FPÖ" wieder eingeführt wurde, begründete Danler kürzlich im Standard-Interview damit, dass die Hofburg keine im Parlament vertretene Partei ausschließen dürfe. Ob dies alle in der Betreibergesellschaft so sehen, ist offen. Die Gesellschafter reagierten auf Anfrage gleichförmig: "Kein Kommentar." (Petra Stuiber, DER STANDARD, 21.1.2013)