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Ende des vergangenen Jahres begannen die Proteste vor der Residenz des nepalesischen Premierministers.

Foto: REUTERS/NAVESH CHITRAKAR

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Auch Männer beteiligen sich an den Protesten in Kathmandu. Dieser Demonstrant ist überzeugt: "Ein Mann mit Qualitäten hat niemals Angst vor Gleichheit".

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Mit "Raksha Nepal" und "Nepal Mahila Bishwasi Sangh" sind zwei Partnerorganisationen der Katholischen Frauenbewegung Österreich in den Protesten involviert.

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Stolz protokollieren die Frauen ihren Protest: Jeden Tag sind eines oder mehrere Bilder auf ihrer Facebook-Seite zu finden. Mal treffen sie sich abends und verwandeln die Auffahrt zum Anwesen von Premierminister Baburam Bhattarai in ein Kerzenmeer, an einem anderen Tag stehen sie tagsüber am Straßenrand und halten ihre Schilder hoch. In der nepalesischen Hauptstadt Kathmandu wird nun schon über drei Wochen - weitgehend unbemerkt von der internationalen Presse - gegen sexuelle Gewalt an Frauen protestiert.

Drastischer Fall brachte Fass zum Überlaufen

Ähnlich wie in Neu-Delhi hat sich der organisierte Protest gegen Gewalt an Frauen an einem besonders drastischen Fall entzündet. Die 21-jährige Sita Rai (Name geändert) wurde am 21. November 2012 von Beamten der nepalesischen Einwanderungsbehörde erpresst und bestohlen. Die 218.000 erbeuteten Rupies der Arbeitsmigrantin verteilten sie untereinander. Anschließend nahm ein Polizeibeamter die junge Frau mit in sein Hotelzimmer und vergewaltigte sie.

Mitte Dezember brachte Rai schließlich Anzeige gegen ihre Peiniger im Innenministerium ein und beschuldigte mehrere Beamte schwer. Der Vorfall wurde von den Medien aufgegriffen und alarmierte die nepalesische Zivilgesellschaft. Der Vorschlag der Regierung, dem Vergewaltigungsopfer ein Schmerzensgeld zu bezahlen anstatt die zum Teil hochrangigen Täter juristisch zu belangen, erzürnte die Menschen noch mehr. Sie schlossen sich unter dem Namen "Occupy Baluwatar" zusammen und protestieren nun bereits seit 25 Tagen für eine genaue Untersuchung des Falls Rai wie auch für die juristische Verfolgung aller Täter, von denen zwei auf der Flucht sind.

Ähnlich wie in Indien wird in Nepal sexuelle Gewalt gegen Frauen stillschweigend toleriert. Laut einer Studie der Regierung, die im November präsentiert wurde, hat jede zweite Frau in Nepal schon einmal Erfahrung mit Gewalt gemacht, berichet die Zeitung "Hindustan Times".

Regierungsbericht vorgelegt

Vergangenen Mittwoch wurde der von Premierminister Baburam Bhattarai in Auftrag gegebene Bericht über den Fall Rai veröffentlicht. Dieser bestätigt zwar die Verantwortung des Generaldirektors der Einwanderungsbehörde und die eines Direktors, doch die Güte des Berichts wird dennoch in Zweifel gezogen. Weil er keine klaren Empfehlungen beinhaltet, wie Vergewaltigungstäter in Zukunft juristisch verfolgt werden sollen, verbrannten die DemonstrantInnen von Baliwatar den Bericht öffentlich.

Vereinnahmung unerwünscht

Die kleine Bewegung, die in Nepal bereits sehr viel Aufsehen erregen konnte, legt Wert darauf, unabhängig zu bleiben. "Occupy Baliwatar" will nicht von einzelnen Organisationen dominiert werden und verzichtet auch auf jegliche finanzielle Unterstützung von außen.

Nicht nur Polizei und Justiz Nepals halten die AktivistInnen für reformbedürftig, sondern auch die kulturellen Wertvorstellungen des Landes. Seit 2006 ist der Hinduismus in Nepal nicht mehr Staatsreligion, doch die Religion beeinflusst weiterhin den Umgang mit Frauen. "Unsere Botschaft lautet, dass wir genug haben von der Gewalt gegen Frauen und der Kultur, die sie toleriert", meint die Aktivistin Astha Pokharel in ihrem Kommentar "Touching on untouchable". (red, dieStandard.at, 22.1.2013)