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Tigermücken zählen zu den Hauptüberträgern des Denguevirus.

Foto: APA/DPA/STEPHAN JANSEN

Wien - Vergangenes Jahr ist es zu einem deutlichen Anstieg der nach Österreich "importierten" Dengue-Fieber-Fälle gekommen. Insgesamt wurden 74 Erkrankungen registriert. Im Vergleich dazu betrug die Anzahl der Erkrankungen in den vorangegangenen Jahren um die 40, berichten Spezialisten des Departments für Virologie der MedUni Wien in ihren neuesten Virusepidemiologischen Informationen.

"Das durch Stechmücken (hauptsächlich Aedes aegypti als "Vektor", Anm.) übertragene Denguevirus - ein naher Verwandter des FSME-Virus - kommt in tropischen und subtropischen Regionen der Welt vor und verursacht jährlich 50 bis 100 Millionen Infektionen", beschreiben Stephan Aberle und Departmentleiter Franz Heinz die globale Situation.

Nach Angaben der Experten verläuft der Großteil dieser Infektionen asymptomatisch oder in Form einer relativ milden, fieberhaften Erkrankung. Allerdings nähmen etwa 500.000 Infektionen jährlich einen schweren Verlauf (Dengue Hämorrhagisches Fieber/Dengue Schock Syndrom) von denen mehr als 20.000 zum Tod führen.

Kein wirksamer Impfstoff

Es gibt gegen das Dengue-Fieber weder eine Impfung noch eine ursächlich wirkende Behandlung. "In Österreich registrieren wir jährlich etwa 30 bis 100 Denguevirus-Infektionen bei Rückkehrern aus Endemiegebieten. In seltenen Fällen wurde auch bereits über einzelne autochthone Fälle in Griechenland, Südfrankreich und Kroatien berichtet, wobei die Tigermücke als Vektor identifiziert wurde. Derzeit gibt es aber keine Hinweise, dass die Voraussetzungen für eine anhaltende Etablierung des Virus in Europa gegeben sind", so die Fachmeinung der Wiener Mediziner.

In Österreich und in Deutschland wurden vergangenes Jahr eindeutig mehr von Reisenden importierte Dengue-Fieber-Fälle registriert. "In Österreich waren es insgesamt 74 Fälle, womit wir - im Gegensatz zum Jahr zuvor mit 40 Fällen - wieder über dem Durchschnittsniveau der Jahre 2002 bis 2011 (44 Fälle, Anm.) liegen. Auch in Deutschland wurde 2012 mit 567 importierten Dengue-Fällen ein Anstieg - von 288 im Jahr zuvor - beobachtet", erklären die Experten.

Die jahreszeitliche Verteilung der nach Österreich importierten Fälle zeigt eine Häufung im Frühjahr und im Spätsommer. Das entspricht der Saison für Reisen in tropische Regionen. Die meisten Betroffenen infizieren sich in Südostasien, Indien, Sri Lanka, Bali, Brasilien, in der Karibik, auf den Philippinen oder den Malediven.

Sonderfall Madeira

Einen Sonderfall stellt derzeit die portugiesische Insel Madeira dar. Dort ist es im Herbst 2012 zu einem Ausbruch gekommen. Die Insel zählt politisch zu Europa, ist aber geografisch der subtropischen Region zuzurechnen.

"Im Jahr 2005 wurde das Vorkommen von Aedes aegypti auf dieser Insel erstmals beschrieben, und im Oktober 2012 wurden die ersten autochthonen - also nicht importierten - Dengue-Fälle auf Madeira nachgewiesen. Seither sind 2.103 Erkrankungsfälle diagnostiziert worden, wobei 122 Patienten hospitalisiert werden mussten. Todesfälle hat es bisher keine gegeben. Aufgrund des Rückgangs der Erkrankungsfälle in den letzten Wochen und aufgrund der Wintermonate rechnet man mit einem Abflauen der Epidemie", heißt es von Seiten der MedUni Wien.

Auch zwei Österreicher haben sich vergangenes Jahr auf Madeira die Erkrankung zugezogen. (APA/red, derStandard.at, 23.1.2013)