Der erfolgreiche kroatische Schriftsteller Zoran Feric ist zu Gast im Literaturhaus Salzburg.

Foto: Boris Stajduhar

Salzburg - Der 1961 geborene Zoran Feric gehört neben Slavenka Drakulic und Edo Popovic zu den Großen der kroatischen Literatur. Seit Mitte der 1990er-Jahre publiziert er Romane und Kurzgeschichten, zudem verfasst er Kolumnen für die Zeitschrift Nacional, die sich mit regierungskritischen Geschichten den Zorn von Franjo Tudjmans HDZ-Partei einhandelte. Auch im jüngsten Wälzer Das Alter kam am 23. Mai gegen 11 Uhr geht es Feric um die Befindlichkeiten des jungen Staates - allerdings nur beiläufig, denn vordergründig handelt der Roman von einer lebenslangen Liebe sowie den sich daraus ergebenden Katastrophen. 50 Jahre nach der Matura wiederholen die zwölf noch lebenden ehemaligen Klassenkameraden ihre Abschlussreise: Mit dem Motorsegler Tramuntana tuckern sie die dalmatinische Küste entlang, besuchen Städte oder etwa Titos Lagerinsel Goli Otok, kämpfen mit altersbedingten Zipperleins, miteinander sowieso und gegen einen Sturm. Die nostalgische Stimmung wird durch die beginnende Senilität samt spätpubertären Rückfällen getrübt, alte Konflikte brechen wieder auf. Die eigentlichen Protagonisten sind der pensionierte Gynäkologe Tihomir Romar, der sein Leben in Rückblenden erzählt, sowie die Femme fatale Senka und deren beider Freund Roman - einst eine Beziehung, die zur ebenso komplizierten wie verhängnisvollen Ménage à trois wurde. Feric, Meister des Bizarren und Abgründigen, verbindet die Geschichte einer Generation, die die sexuelle Befreiung der 1970er-Jahre auszuleben versuchte mit den individuellen Befindlichkeiten angesichts des eigenen Älterwerdens; von Feric mit beißender Ironie abgehandelt. Lesung des Autors. (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 25./26.1.2013)