Die Ernüchterung zuerst: "Kein österreichischer Leitbetrieb hat bislang das Kerngeschäft strategisch so ausgerichtet (also verändert), dass man von sozial und ökologisch nachhaltig sprechen kann." So lautet eine der Schlussfolgerungen von Autor Michael Fembek aus der jährlichen Betrachtung der Aktivitäten in Sachen Corporate Social Responsibility (CSR) heimischer Firmen.

Die Erklärung liege in den Phasen der CSR-Entwicklung, eines Stufenprozesses, in dem Geschäftsmodelle gewandelt werden - und just beim Übergang von CSR aus den Randbereichen in die strategischen Kerne scheint eine Decke eingezogen. Weiters habe auch die andauernde Krise " negative Folgen" für CSR: "Wenn es enger wird, muss auch der Planungshorizont wieder kürzer werden." Dies gelte vor allem für "falsch verstandene CSR", wo Sponsoringprojekte nun in Gefahr seien, also quasi randständige Themen, mit denen man sich sonst gern schmückt, wackeln.

Fembek: "Wenn ein Unternehmen wegen Korruption, Streitigkeiten mit der Belegschaft, Fehlinvestitionen oder anderer Kritik in den Schlagzeilen ist, pfeifen die Öffentlichkeitsarbeiter auch immer sofort die CSR-Verantwortlichen zurück. Denn an eine Vorwärtsstrategie, daran, genau jetzt die CSR-Projekte voranzutreiben und in die Auslage zu stellen, wagt sich in einer solchen Situation niemand." Zum Positiven: Unter den "gestandenen" Unternehmen gebe es CSR-Perlen in einer Zahl, die unterschätzt werde. Gemeint sind Firmen, für die das Kerngeschäft schon immer auch sozial und ökologisch ausbalanciert war. Nach mehr als zehn Jahren CSR-Diskussion in Österreich kämen sie nur langsam an die Oberfläche - oft, weil sie keine eigenen CSR-Beauftragten, CSR-Berater beschäftigen und keine Berichte verfassen. Man agiere aus Überzeugung und aus Verantwortung gegenüber der Herkunftsregion.

Sichtbarer habe sich eine Spitzengruppe von Unternehmen herausgebildet, die das Tempo bestimme. Sie leisten sich Personal für die CSR-Agenden und dominieren die Events (und mittlerweile sehr viele Preise und Awards). Wer hinter dieser Gruppe "nachgefahren" sei, werde jetzt total abgehängt, so Fembek. So erklärt er auch den Umstand, dass einige der größten 20 Unternehmen des Landes gar nicht in der aktuellen Erhebung aufscheinen - es gebe über sie schlicht nichts zu berichten. Gerade für Börsennotierte dürfte Kopfeinziehen aber keine angemessene Zukunftsstrategie sein angesichts der Bewegungen in Europa zu Nachhaltigkeitsberichten respektive integrierten Berichten. Und: Auch wenn das Stakeholder-Team zum nationalen CSR-Aktionsplan (noch) nicht zu effektiven Anleitungen gelangt ist - ein nationaler Plan ist auf dem Weg. (Karin Bauer, DER STANDARD, 26./27.1.2013)