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Bei dem Downloadportal würde es sich nicht um Piraterie handeln, sagt die antiguanische Regierung.

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Bei einem Treffen in Genf hat die Welthandelsorganisation (WTO) einem Antrag der Inselnation Antigua und Barbuda stattgegeben, US-Copyrightansprüche zu umgehen. Die Regierung kann nun mit ihrem Betreiben fortfahren, ein Downloadportal einzurichten.

Auf diesem könnten zukünftig Produkte amerikanischer Firmen - Software, Filme und Musik - kostenlos an Interessenten weltweit zum Herunterladen angeboten werden, berichtet TorrentFreak. Es wäre die erste staatlich betriebene "Piratenseite", die genauen Pläne sind aber noch nicht bekannt.

Vergeltung für Glücksspiel-Sanktionen

Es handelt sich dabei um eine Vergeltungsmaßnahme des karibischen Landes, das gerade einmal 86.000 Einwohner zählt. Dieses befindet sich seit Jahren in einem Handelskrieg mit den USA, die harte Maßnahmen gegen die in Antigua ansässige Online-Glücksspielwirtschaft ergriffen haben.

Laut Antiguas Finanzminister Harold Lovell hatte man keine andere Wahl, als so zu reagieren, nachdem jahrelange Verhandlungen ergebnislos geblieben waren. "Die aggressiven Anstrenungen, die Glücksspielindustrie zu bekämpfen, haben in Antigua zum Verlust tausender gut bezahlter Arbeitsplätze geführt und der Beschlagnahmung von Milliarden an Dollar geführt, die den Betreibern und ihren Kunden gehören".

Start noch fraglich

Ob die antiguanische "Warez"-Seite tatsächlich online gehen wird, steht indes noch nicht fest. Das eigentliche Kalkül dürfte nämlich sein, die USA zu einem Stopp der Glücksspiel-Sanktionen zu bewegen. Die Vereinigten Staaten haben bislang aber lediglich eine Warnung gegenüber dem Karibikstaat ausgesprochen, dass der Start eines solchen Portals die laufenden Gespräche und Investitionen in die Hightech-Industrie des Landes gefährden würde.

Diese scheint man aber in Antigua nicht ernst zu nehmen. Der Vorsitzende der nationalen Investitionsbehörde stuft dies als Publicity-Stunt ein und ruft die Gegenseite dazu auf, sich auf "bedachte Verhandlungen" zu konzentrieren.

Regierung: Keine Piraterie

Die Regierung weist indes zurück, dass es sich bei einem solchen Portal um Piraterie handeln würde, hat die WTO doch mit Zustimmung aller Mitglieder - inklusive jener der USA - ihre Zustimmung zur Umschiffung amerikanischer Urheberrechte gegeben. (red, derStandard.at, 29.01.2013)