Wien - Österreichs 15-Jährige weisen die höchste Raucherfahrungsrate (27 Prozent) in Europa auf. Unter den Jugendlichen findet sich hierzulande zudem ein hoher Anteil an Gewalterfahrungen (zum Beispiel beim Bullying). Das zeigt die internationale HBSC-Studie der Weltgesundheitsorganisation. Daneben gibt es Untersuchungen von OECD und Unicef, für eine genaue Diagnose über das körperliche und seelische Befinden des Nachwuchses in Österreich fehlen aber - bis auf punktuelle Untersuchungen - flächendeckende Daten. Das bemängelte der Präsident der Liga für Kinder- und Jugendgesundheit, Klaus Vavrik, am Mittwoch bei einer Pressekonferenz, bei der er den Liga-Bericht 2013 präsentierte.

"Die Mutter-Kind-Pässe werden nicht ausgewertet, Daten der Schulärzte nicht vernetzt, gerade einmal im Rahmen einer OECD-Studie werden Elf- bis 15-Jährige erfasst", kritisiert Vavrik. "Aber das ist schon zu spät."

Über österreichweite Veränderungen und Entwicklungen in der Kinder- und Jugendgesundheit wisse man daher zu wenig. Dieser Kritik schließt sich der Wiener Kinder- und Jugendanwalt Anton Schmid an.

Die Republik Österreich wurde vom Kinderrechtsausschuss der Uno in Genf vergangenen Herbst wegen mehrerer Mängel in Sachen Kinderrechte kritisiert, daraufhin hat Jugendminister Reinhold Mitterlehner (ÖVP) angekündigt, 2013 ein Kinderrechte-Monitoring zu starten. Jugendanwalt Schmid sagte am Montag, als Erstes müsse dabei das Defizit der Datenerfassung - "besonders, aber nicht nur im Gesundheitsbereich" - abgebaut werden. Kinder hätten ja schließlich auch ein Recht auf Gesundheit.

Monitoring-Board gebildet

Aus dem Familienministerium heißt es dazu, das Board habe sich Mitte Dezember zur konstituierenden Sitzung getroffen. Darin säßen Vertreter 19 externer Organisationen sowie ministeriumsinterne Experten, sagte eine Sprecherin Mitterlehners am Mittwoch. Sie bestätigte, dass es als Erstes es um die Erfassung kinderrechtsrelevanter Daten gehe. Ob das auch die Gesundheit betreffende Fakten beinhalte, konnte sie nicht sagen.

Beim Gesundheitsministerium heißt es, man habe seit einigen Jahren einen Schwerpunkt in Sachen Kindergesundheit gesetzt. Im Herbst 2011 sei die Kindergesundheits-Strategie formuliert worden, die zum Beispiel die Themen Gratis-Impfungen bis Schulbuffet-Essen umfasst.

Rund 17 Prozent der Kinder und Jugendlichen haben in Österreich laut HBSC-Studie eine chronische Erkrankung oder Behinderung. In Österreich fehle es aber an rund 80.000 Therapieplätzen, sagte Vavrik, und oft müssten Eltern hohe Selbstbehalte zahlen.

Mehr als die Hälfte er Elf- bis 17-Jährigen isst nicht täglich Obst oder Gemüse, umgekehrt konsumieren 39 Prozent Süßigkeiten, bei einem durchschnittlichen Fernsehkonsum von 5,8 Stunden an Schultagen, wie die Studie der WHO weiters ergab. Diese Zahlen stammen allerdings von 2009/ 2010.

Weiters gaben bei einer Studie der Uni Wien nur 13,4 Prozent der Frauen und 17,6 Prozent der Männer an, als Kinder keine Gewalterfahrungen gehabt zu haben. Adele Lassenberger von den österreichischen Kinderschutzzentren dazu: "Die Einstellung zur körperlichen Gewalt hat sich in den letzten Jahren geändert, aber immer noch rutscht die Hand manchmal aus." (Gudrun Springer, DER STANDARD, 31.1.2013)