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Verteidigungsminister Norbert Darabos hat ein umfangreiches Beschaffungspaket geschnürt

Foto: APA-FOTO: BUNDESHEER/PETER LECHNER

Wien - Als das Bundesheer in den 1990er-Jahren sein Panzerpaket beschafft hat, waren die Radschützenpanzer Pandur 6x6 ein wenig beachteter Nebenaspekt. Auch wenn die Planung auf bis zu 1000 Stück des österreichischen Produkts ausgerichtet war, konzentrierte sich doch alle Aufmerksamkeit (und der Großteil des Budgets) auf die Kampfpanzer Leopard II, den Schützenpanzer Ulan (damals noch unter der Bezeichnung Ascod) und den Raketenjagdpanzer Jaguar. Die Raketenjagdpanzer sind längst ausgemustert, die Leos teilweise verkauft. Und die Pandur - von denen schließlich nur 68 Stück gekauft worden sind - kommen langsam in die Jahre.

Aber jetzt wird nachgerüstet.

Im Schatten der Wehrpflichtdebatte hat das Bundesheer ein Beschaffungspaket geschnürt, in dem der Pandur eine besondere Rolle spielt: Noch heuer soll mit der Grundüberholung der gepanzerten Räderfahrzeuge begonnen werden, die Pandure bekommen bis zum Jahr 2017 nach und nach neue Türme mit stabilisierten Maschinenkanonen und einen verbesserten Minenschutz. Denn schon beim Ankauf war klar, dass die Schützen im Kampfraum extrem gefährdet sind, wenn ein Pandur auf eine Mine auffährt. Neue, nicht mit dem Boden der Panzerwanne verbundene Sitze sollen dem abhelfen. Projektierte Kosten für das Pandur-Upgrade: 28,85 Millionen Euro.

Für den Ulan ist ebenfalls eine Nachrüstung mit Minenschutz und Klimaanlage (für Auslandseinsätze) vorgesehen.

Außerdem sollen bald noch mehr Radpanzer zulaufen: Ab 2016 sind auch achträdrige Panzer für das Bundesheer vorgesehen, im aktuellen Beschaffungsprogramm sind dafür weitere 30 Millionen Euro verplant. Dem Vernehmen nach ist dabei noch keine Typenentscheidung gefallen, doch steht mit dem Pandur 8x8 ein zur bisherigen Radpanzerflotte passendes Fahrzeug bereit.

Während die Radpanzer vor allem für Auslandseinsätze vorgesehen sind, ist die Nachbeschaffung von Bergepanzern auf Ketten auch für Inlandsaufgaben wichtig: Die schweren Bergepanzer haben sich etwa bewährt, wenn es darum gegangen ist, Loks nach einem Zugs-unglück zu bergen.

Auf der Einkaufsliste von Verteidigungsminister Norbert Darabos stehen daher auch zehn Stück Bergepanzer - infrage kommt dabei etwa der Büffel aus der Leopard-Familie vom deutschen Hersteller Rheinmetall.

Für zehn gepanzerte Bergefahrzeuge sind rund 30 Millionen Euro budgetiert, um weitere acht Millionen sollen ungepanzerte Bergefahrzeuge gekauft werden. Und ein vorhandener Bergepanzer wird um 900.000 Euro für Pionierzwecke umgerüstet.

Ein weiteres Kettenfahrzeug, auf das Darabos und seine Mannschaft ein Auge geworfen haben, ist der Bandvagn Hägglund, ein von der schwedischen Tochter des britischen BAE-Konzerns entwickeltes Pionierfahrzeug, das sich auf Schnee ebenso bewährt wie im Sumpf oder in seichtem Wasser. Vergleichbare Fahrzeuge gibt es auch aus britischer Produktion - und es gibt gepanzerte und ungepanzerte Versionen.

Das Augenmerk auf Panzerungen ist ein Hinweis darauf, dass das Bundesheer vermehrt auf den Schutz seiner Soldaten setzt: Erst vor wenigen Wochen wurden neue Splitter- und Kugelschutzwesten sowie ein gepanzertes Räderfahrzeug Dingo und ein gepanzerter Notarztwagen zur verbesserten Versorgung der österreichischen Blauhelme am Golan nach Syrien entsendet.

Weiters auf der Einkaufsliste, die bis zum Ende des Jahrzehnts abgearbeitet werden soll:

  • Die laufende Beschaffung der leicht gepanzerten Iveco-Fahrzeuge ist zwar nicht völlig im Plan, wird aber von 2013 bis 2018 an die 48 Millionen Euro kosten.
  • Die Nachbeschaffung von Schutzausrüstung für Soldaten schlägt mit 1,5 Millionen Euro zu Buche.
  • Minenräumfahrzeuge könnten laut Plan rund sieben Millionen kosten.
  • Zwölf bis 16 Millionen Euro sind (laut unterschiedlichen, dem Standard vorliegenden Planungsunterlagen) für die Beschaffung von Drohnen zur Aufklärung vorgesehen, die bis 2018 beschafft werden sollen.
  • Zur Aufklärung gehört auch die entsprechende Ausstattung mit Computern und Software: Das Aufklärungssystem Phönix soll ein verbessertes Lagebild auf Bataillons- und Brigadeebene verschaffen. Das Heeresnachrichtenamt rüstet um 4,5 Millionen sein System Nadia nach und nimmt weitere 15 Millionen für das System Isis in die Hand. Nachgerüstet wird auch der Fliegerfunk.
  • Schließlich werden auch Waffen gekauft: Das Jagdkommando erhält einen leichten 6-cm-Granatwerfer, dazu ein Scharfschützengewehr.
  • Eine Million Euro ist für Non- Lethal-Weapons wie Reizstoffsprays und Gummigeschoße zur Riot-Control, die in Krisengebieten wichtig ist, vorgesehen. (Conrad Seidl, DER STANDARD, Printausgabe, 1.2.2013)