Die sogenannten Kinderbetreuungspflichten und der Beitrag der Unternehmen dazu liegen schon überwiegend auf den Verhandlungstischen zwischen Arbeitgeber und Arbeitnehmern. Langsam, aber doch kommen auch Väter in der Unternehmenswelt in ihre Vaterrolle - auch wenn Väterkarenz in Österreich nur sehr langsam steigt. Weitgehend tabuisiert ist noch die Betreuung pflegebedürftiger Angehöriger. Die Auswirkungen auf den Job bzw. die notwendigen Unterstützungen haben sich Altersökonomen an der WU angesehen:

Für die Studie wurden rund 900 Berufstätige mit und ohne Betreuungspflichten für pflegebedürftige Eltern und andere alternde Angehörige in Wien befragt. Personen, die sich durch die informelle Pflege Angehöriger moderat belastet fühlen, können demnach sogar produktiver sein als Arbeitnehmer ohne solch zusätzliches Engagement. Der Grund dafür könnte sein, dass durch informelle Pflege organisatorische Fähigkeiten, Selbstmanagement und das Vertrauen in die eigenen Kompetenzen erhöht werden, was wiederum positiv auf die Arbeitsproduktivität zurückwirken könne, erklären die Forscher in Anlehnung an frühere Studien im WU-Newsletter. Aber: "Werden die psychischen Belastungen oder der Zeiteinsatz in der Pflege zu hoch, lassen sich negative Auswirkungen auf die Leistungsfähigkeit am Arbeitsplatz nachweisen."

Das zeigt die Studie des Forschungsinstituts für Altersökonomie an der Wirtschaftsuniversität (WU). Conclusio: Die Unterstützung von Erwerbstätigen, die Angehörige pflegen, verspreche "eine doppelte Dividende": Indem Überlastung vermieden werde, würden sich nicht nur familiäre Pflegearrangements verbessern, sondern sich auch die Leistungsfähigkeit betroffener Arbeitnehmer verbessern. Aus Sicht der Forscher wären Entlastungsangebote in der Pflege nötig, gleichzeitig müssten Betriebe bei den Arbeitsbedingungen auf pflegende Angehörige eingehen. (red, DER STANDARD, 2./3.2.2013)