Aktuell sieht es am Kaisermühlner Ende der Reichsbrücke noch so aus: Rechts im Vordergrund das ehemalige "Cineplexx", das bis auf die Garagen abgerissen werden soll. Links daneben befindet sich das "Hochhaus Neue Donau" von Harry Seidler.

Foto: Putschögl

Rendering des Wohnrojekts "Danube Flats": Ganz rechts der Seidler-Tower, ganz links der ebenfalls bereits existierende "DC Tower 1" von Dominique Perrault. Der kleinere "DC Tower 2" (2.v.l.) ist fraglich, die etwas höheren "Danube Flats" mit den begrünten Balkonen nun möglicherweise auch.

visualisierung: project a01 architects

Der "Seidler-Tower" in Kaisermühlen soll einen größeren Nachbarn bekommen: Neben dem markanten 120-Meter-Wohnturm des österreichisch-australischen Architekten soll schon bald ein 150 Meter hoher Turm stehen, der 500 Wohnungen beherbergt. Ein Teil der Wohnungen solle auch "für einkommensschwächere Menschen zur Verfügung stehen", versprachen die Betreiber, die Soravia Group und die S+B Gruppe, bei der Präsentation des Vorhabens namens "Danube Flats" im Oktober (derStandard.at berichtete). Das Konzept sieht vor, dass der ebenfalls von Harry Seidler geplante Kinokomplex an der Reichsbrücke wieder abgerissen wird, an seine Stelle soll um 140 Millionen Euro der neue Wohnturm mit 47 Stockwerken treten.

Noch nicht umgewidmet

Nun hat sich allerdings eine Bürgerinitiative gegen das Großprojekt formiert, die die Umsetzung massiv bekämpft. Den Proponenten Irmgard Taibl und Wolfgang Nölscher, die beide im Seidler-Turm wohnen, stößt besonders sauer auf, dass die Investoren das Projekt "als bereits beschlossene Sache bewerben, obwohl noch keinerlei Umwidmungsverfahren eingeleitet wurde".

Für die höhere Bebauung müsste das Areal von Bauklasse V (die eine Bebauung bis maximal 26 Meter Höhe erlaubt) auf Bauklasse VI umgewidmet werden. Taibl und Nölscher wollen das verhindern, mit dem Argument, dass "der Masterplan der Stadt Wien den Bürgern und Bewohnern als verbindliche und nachhaltige Orientierung für die Wahl Ihres Lebensmittelpunkts dient". Diese Festlegungen seien einzuhalten, es dürfe "kein 'Sie wünschen, wir widmen (um)' auf Zuruf von profitorientierten Privatinvestoren geben", so Taibl.

Denkmalschutz lehnte ab

Um das von Harry Seidler geschaffene "architektonische Gesamtensemble Kaisermühlen" zu erhalten, hat die Initiative auch bereits das Bundesdenkmalamt bemüht. Diese verweigerte das Begehren auf Unterschutzstellung des Seidler'schen Entertainment-Objekts aber unter anderem mit dem Hinweis darauf, dass es einer "noch andauernden Phase der architektonischen Entwicklung" entstamme. Außerdem scheine eine "Isolierung des Einzelgebäudes aus dem Kontext der Gesamtanlage nicht sinnvoll", wie es in dem Schreiben vom Dezember heißt, das derStandard.at vorliegt.

Laut "Falter" hat sich auch bereits die Witwe von Harry Seidler, Penelope Seidler, aus dem fernen Australien schriftlich an Bürgermeister Michael Häupl gewandt, mit der Bitte, das Vorhaben zu stoppen, da es "allen rationalen Zielen der Stadtplanung widerspricht". Seidler hatte zwar an der Stelle des späteren "Cineplexx" ursprünglich selbst ein Hochhaus geplant, dieses sollte aber nur 60 Meter hoch werden.

FPÖ ätzt gegen "Luxusprojekt"

Taibl weist auch darauf hin, dass es noch keine wissenschaftlichen Lärm- und Windstudien gebe. Und die berühmt-berüchtigten Fallwinde in der "Donau-City" sind es auch, die die Wiener FPÖ auf den Plan rufen: " Immer wieder fegen Windböen mit fast 100 km/h durch die Häuserschluchten und gefährden Leib und Leben der Passanten", schreibt Planungssprecher Toni Mahdalik in einer Aussendung. Und er ätzt gegen das "rot-grüne Luxusprojekt", in dem sich "die von Vizebürgermeisterin Vassilakou geforderte Mietzinsobergrenze von 7 Euro pro m² wahrscheinlich nicht einmal für die Kellerabteile ausgehen" werde.

Der grüne Gemeinderat Christoph Chorherr verteidigt die Pläne. Er verweist auf den dringend notwendigen Ausbau des Wohnungsangebots in Wien, der bestehende Standort Donau-City sei mit dem guten öffentlichen Anschluss dafür ideal.

Der Projektbetreiber, Soravia Group und S+B Gruppe, hofft auf einen positiven Bescheid. Das Verfahren sei derzeit im Laufen. "Wir haben die Pläne und Unterlagen ordnungsgemäß eingereicht", heißt es in einer Stellungnahme gegenüber derStandard.at.

UPDATE: 30 Wohnungen für Einkommensschwächere

Die Planungen schreiten indes voran. Am Mittwoch sei entschieden worden, von den 500 Wohnungen der "Danube Flats" insgesamt 30 für Einkommensschwächere zur Verfügung zu stellen, sagte Soravia-Sprecherin Martina Berger. In Anlehnung an die "Smart"-Wohnungen im geförderten Wiener Wohnbau sollen diese Wohnungen - deren Größe noch nicht feststeht - unter dem Titel "Smart Living" vertrieben werden. Die Mieten sollen hier bei 7 Euro pro Quadratmeter gedeckelt werden. (Martin Putschögl, derStandard.at, 6.2.2013)