Wie bereits 2009 verbrachte Familie Baach auch den Urlaub 2012 auf Ikara.

-> Hier gibt's Fotos von der Reise.

Foto: Fam. Baach

Schon am Weg zum Strand kann man sehen, was das Unwetter vom Oktober 2010 auf der griechischen Insel Ikaria angerichtet hat. Die Chalares-Schlucht ist beinahe frei von Bewuchs, die herabstürzenden Wassermassen haben den Strand von Nas um zehn bis 15 Meter Richtung Ägäis verbreitert und jede Menge Baumstämme auf den Grund des Meeres befördert. Auch die damals in Bau befindliche Straße - der Lückenschluss zwischen den Orten Manganitis und Karkinagri - wurde ein Opfer dieser Naturgewalten und einfach ins Meer gespült. Daher ist es immer noch nicht möglich, die Insel meerseitig mit dem Auto zu umrunden.

Am Abend landen wir wieder bei Anna. Die Stimmung ist etwas getrübt, denn unseren griechischen Freunden setzt die Krise wegen fehlender Gäste hart zu. Die sonst so ansteckende Leichtigkeit des Seins ist nicht mehr ganz so präsent. Teilweise gibt es in der Gastronomie zu Vergleichstagen des Vorjahres ein Minus von bis zu 70 Prozent. An einem Wochenende sind ein paar Griechen mit Luxusautos und pompösen Motoryachten aufgetaucht, diese von uns "Protzgriechen" betitelten Leute kommen vom Festland, spielen sich auf wie Großreeder (sind vielleicht auch welche?), bestellen in den Tavernen Hummer um rund 400 Euro, essen aber nur einen Teil davon. Das geschieht nur, um zu zeigen, sie können es sich leisten. Allerdings sind diese Gäste auf der Insel ungefähr so beliebt wie eine Rolle Stacheldraht.

Ganz anders unser Freund Heinz aus Köln, der uns an einem der nächsten Tag bei einer Inselerkundung wertvolle Gesellschaft leistet. Der ist beinahe schon ein Einheimischer, kennt fast jeden Stein auf Ikaria und spricht zudem ausgezeichnet Griechisch.

Entdeckungstour auf vier Rädern

Mit einem Mietwagen machen wir Ausflüge nach Seychelles, Manganitis, der Ruine Koskina, Daphne, Moni Theoktistis mit der kleinen Felsenkapelle Theoskepasti, nach Moni Mounde, zu den Stauseen und nach Raches. Egal wie schlecht oder steil die Straße oder der Weg auch ist, der kleine Chevy Matiz bringt uns gut ans Ziel. Speziell der Weg hinauf zur Festungsruine Koskina ist eine echte Herausforderung.

Eher schon beschaulich sind die Fahrten nach Armenistis und Evdilos. Die täglich zu fahrende Tour auf der löchrigen Staubpiste hinauf zum Quartier verpasst unserer "weißen Maus" nach einigen Tagen eine wenig ansehnliche Schmutzschicht, einen völlig anderen Farbton.

Immer wieder muss irgendwo ein Stopp eingelegt werden, um die fantastische Schönheit von Landschaft und Natur fotografisch festhalten zu können, und irgendwie scheint auf dieser Insel die Zeit langsamer abzulaufen, denn viel hat sich nicht verändert in all den Jahren.

Ach, das Meer!

Von Artemis (und natürlich auch von uns) gut behütet, wagt sich auch unsere neunjährige Tochter in die manchmal sehr hohen Wellen. Vorsicht ist immer geboten, denn die Strömung ist tückisch, die Bucht eng und sehr felsig. Ist die See einmal ruhiger, wird geschnorchelt, getaucht oder einfach nur entspannt im Wasser herumgetollt. Draußen gibt es dann heißen Sand, oftmals heftigen Wind und einen relativ kleinen Schirm für drei Personen.

Lustigerweise gab es noch die Story von einer Angliederung Ikarias an Österreich. Am 17. Juli 1912 hat sich Ikaria die Unabhängigkeit vom Osmanischen Reich erkämpft und sich für hundert Jahre an Griechenland gebunden. Nach Ablauf dieses Zeitraums durften sich die Bewohner Ikarias für kurze Zeit frei und unabhängig fühlen. In einer daraus entstandenen Diskussion mit unseren griechischen Freunden haben wir vorgeschlagen, Ikaria solle sich doch Österreich anschließen. Die haben es dann weitererzählt, und somit wurde aus diesem nicht ganz ernst gemeinten Vorschlag ein Running Gag. Ob dies der Auslöser für einen auf Ikaria urlaubenden italienischen Journalisten war, daraus eine Mediengeschichte zu machen, die auch zu manch interessantem Artikel in unseren Zeitungen geführt hat - wir werden es wohl nie erfahren. Aber immerhin hat es auch die griechische Regierung und deren Botschafter in Österreich zu offiziellen Stellungnahmen bewogen.

Doch es kommt der Tag, an dem die Rückkehr geplant werden muss. Man entscheidet sich für die riskante Variante mit Fähre in der Nacht vor dem Rückflug, fährt nach Evdilos und besorgt sich die Tickets. Diesmal auch eines für ein Auto, da wir auf dem Schiff "unseren" Matiz an die Nachfolger übergeben werden. Der letzte Tag ist wie immer von Schwermut und endlosen Abschiedszeremonien geprägt. Und das mit der Hauptsaison? Alles halb so schlimm, wenn man die Zeit bei guten Freunden verbringen darf.

Die letzte Nacht ist kurz, denn um 2 Uhr müssen wir nach Evdilos. Die Fähre mit geplanter Abfahrtszeit um 3 Uhr hat hier schon 75 Minuten Verspätung, und bis Vathi (Samos) kommen dann noch zweieinhalb Stunden dazu, was uns aber einen herrlichen Anblick von Fourni (liegt zwischen Ikaria und Samos) im Sonnenaufgang verschafft.

Am Flughafen in Samos treffen wir ein Pärchen aus Wien, das unseren Reisebericht aus dem Jahr 2009 zum Anlass genommen hat, dieses von uns so geschätzte und geliebte Ikaria zu besuchen und auch ein wenig Zeit mit uns zu verbringen. (Karl und Barbara Baach, derStandard.at, xx.2.2013)