Feuer frei: John McClane (Bruce Willis) sucht im fünften Teil der "Die Hard"-Serie nach seinem Sohn und findet auch in Moskau das passende Umfeld, um seine Fertigkeiten als Actionheld einzusetzen.

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Wien - Ein blauer Kleintransporter rast über Moskauer Stadtautobahnen. Ihm und seinen beiden Insassen im Nacken: ein schweres Panzerfahrzeug, voll besetzt mit grimmigen Bewaffneten. Ein ungleiches Duell mit eigentlich naheliegendem Ausgang - wenn da nicht ein lästiger Dritter wäre, der sich von Übermacht und Skrupellosigkeit seiner Gegner nicht beeindrucken lässt und ordentlich Gas gibt.

Wie immer falsch

Der Mann hat ein Alleinstellungsmerkmal zu pflegen: Er ist der, der stets zur falschen Zeit am falschen Ort ist. Viermal ist ihm das in den letzten 25 Jahren schon passiert, da stellt sich doch Routine ein. Diesmal will der New Yorker Cop John McClane (Bruce Willis) in Moskau seinen verlorenen erwachsenen Sohn Jack wiederfinden (Letzteren verkörpert Jai Courtney, der eben erst als Herausforderer eines gewissen Jack Reacher auftrat). McClane senior gerät, nachdem er den ersten Verkehrsstau und einen Frank Sinatra verehrenden Taxifahrer hinter sich gelassen hat, vor einem Gerichtsgebäude gleich mitten hinein in eine bewaffnete Auseinandersetzung, die zunächst in besagte Verfolgungsjagd mündet.

In deren Windschatten gehen aberdutzende Fahrzeuge zu Bruch, fahren auf, verkeilen sich ineinander, kreiseln und stürzen. Es kracht und raucht, und die Musik böllert. Ein paar verstörte Verletzte sieht man auch. Die Sequenz hat keinen rechten Rhythmus und entwickelt auch keine fesselnde Dynamik. Aber derart vordergründige Tschinnbumm-Effekte haben, das erkennt man rasch, in John Moores Stirb langsam - Ein guter Tag zum Sterben / A Good Day to Die Hard die Hauptrolle übernommen.

McClane dagegen erscheint zwischen Crashs, Explosionen oder im MG-Feuer berstenden Glasscheiben eher als wandelndes Memorial seiner selbst. Der Vater-Sohn-Konflikt ist spärlich schmückendes Beiwerk. Im Dialog sollen vor allem die alten Sprüche und Kraftwörter zünden. Aber wer fürchtet sich heute noch vor einem "Schweinebacke"?

Im Vorgänger Die Hard 4.0 von 2007 hatte man aus dem Zusammentreffen eines analogen Haudrauf-Mannes mit der digitalisierten (Unter-)Welt noch eine treffende Grundidee gebaut - und die passende Umsetzung auf Ebene der Action gewahrt: Computer funktionieren auch als Wurfgeschoße! Diesmal - es geht um Oligarchen und Tschernobyl, um korrupte Politik, um Killer mit Rhythmus im Blut und um Doppelspieler auf mehreren Seiten - haben hingegen die Sprengmeister die Regie übernommen. Das ergibt im Einzelnen kurz beeindruckende Bilder (Fassadensprengung à la Roman Signer). Aber abendfüllend ist es nicht. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 14.2.2013)