Strudiella devonica sollte eine Lücke im Stammbaum der Insekten schließen. Das dürfte sich nun erledigt haben.

Foto: Universität Göttingen

Göttingen - Es ist nicht das erste Mal, dass das Fossil eines Gliederfüßers fehlinterpretiert wird: Die 290 Millionen Jahre alte Megarachne sorgte lange Zeit als "größte Spinne aller Zeiten" für Grusel - mit einer Beinspannweite von gut einem halben Meter. 2005, ein Vierteljahrhundert nach ihrer Entdeckung, entpuppte sie sich aber als Eurypterid bzw. Seeskorpion, eine ausgestorbene Tiergruppe, die noch wesentlich größere Exemplare hervorgebracht hatte.

Nun scheint es das vermeintlich älteste geflügelte Insekt der Welt getroffen zu haben, die acht Millimeter kleine Strudiella devonica. Bei dem rund 360 Millionen Jahre alten Fossil, das in Belgien gefunden und im August 2012 in "Nature" präsentiert worden war, handelt es sich vermutlich um einen Kleinkrebs. Zu diesem Schluss kommen Forscher um Rainer Willmann von der Universität Göttingen, veröffentlicht ebenfalls in "Nature".

Körperbau passt nicht

Bei der Erstbeschreibung seien wesentliche Teile des Fossils falsch gedeutet worden, heißt es in einer Mitteilung der Göttinger Uni. Unter anderem weise es mehr als die für Insekten typischen sechs Beine auf. Aber auch subtilere Details als die Anzahl der Beine ließen eher vermuten, dass es sich um einen während seines Zerfallsprozesses fossilisierten Kleinkrebs handelt.

So wurden organische Reste als Mundwerke und Augen interpretiert, für die es nach Ansicht der Göttinger Wissenschafter aber keine überzeugenden Hinweise gibt. Darüber hinaus sind keine Flügelreste erhalten – die ursprünglichen Beschreiber des Fossils hatten es als noch ungeflügelte Larve eines im Erwachsenenstadium geflügelten Tieres beschrieben.  (red, derStandard.at, 23. 2. 2013)