Geteilte Krisenbewältigung: "Nerven Bruch Zusammen". 

foto: stadtkino

Wien - Die Frauen hier haben einiges zu erzählen: Misshandlungen durch Angehörige und Lebensgefährten, psychische Erkrankungen oder Sucht - irgendwann ist dabei ihre sogenannte bürgerliche Existenz auf der Strecke geblieben, sie haben ihre Arbeit, Wohnung und sogar das Sorgerecht und den Kontakt zu den Kindern verloren.

Eine Bleibe und Unterstützung durch Betreuerinnen und andere Betroffene haben sie in einem "Übergangswohnheim für Frauen in Krisensituationen" gefunden. Im Wiener Haus Miriam hat wiederum der Filmemacher Arash T. Riahi vor gut zehn Jahren seine Zivildienstzeit verbracht. Nun ist er mit einem kleinen Team wiedergekommen und hält Nachschau in dieser nachgerade lebensnotwendigen Einrichtung, bei derzeitigen und früheren Bewohnerinnen.

Wie in anderen dokumentarischen Arbeiten des Regisseurs und Produzenten (Die Souvenirs des Herrn X; Exile Family Movie) ist auch hier beeindruckend, wie buchstäblich einem Menschen und ihre Geschichten nahegebracht werden. Nerven Bruch Zusammen macht mit einzelnen Frauen unterschiedlichen Alters bekannt, die bereit sind, ihren Alltag und ihre Erfahrungen zu teilen. Der Filmemacher lässt sie erzählen.

Über die eindringlichen individuellen Biografien hinaus entwickelt sich dabei einerseits eine kleine Gesellschaftsstudie, die von der strukturellen Diskriminierung von Frauen handelt. Andererseits betont der Film - auch in seinem Titel - die Kraft, die im solidarischen Zusammenschluss steckt. Und schließlich deutet er in ruhigen Fahrten, mit assoziativen Bildern von Himmel oder Natur auch immer wieder an, dass es noch Raum gibt für Hoffnungen und Träume. (Isabella Reicher, DER STANDARD, 27.2.2013)