So sah vor 47 Millionen Jahren ein Igel aus: Pholidocercus hassiacus.

Foto: Wolfgang Fuhrmannek, HLMD

Darmstadt - Die Igel teilen sich heute in zwei Unterfamilien: Die bekannten Stacheligel und ihre Schwestergruppe, die Rattenigel, die zwar einen langen Schwanz, aber keine Stacheln haben und auf den ersten Blick eher übergroßen Spitzmäusen ähneln.

Wie ein Mischung aus beiden - versehen mit einigen Zusatzfeatures - sah ein früher Vorläufer aus dem Eozän aus. Pholidocercus hassiacus hatte Stacheln, aber auch einen von Schuppen bedeckten Schwanz. Auch auf dem Kopf war er von Schuppen bedeckt, die dort eine Art Helm bildeten.

1983 erstmals beschrieben, wurden bislang erst wenige Exemplare dieses frühen Igels entdeckt. Das Hessische Landesmuseum Darmstadt präsentierte nun eines, das 2009 bei einer Grabungskampagne in der Grube Messel gefunden worden war. Der dortige Ölschiefer ist eine der bekanntesten Fossilienfundstätten der Welt. Die zahlreichen dort entdeckten Überreste - unter anderem von Urpferden oder dem Primaten "Ida" - machen sie zu einem Zeitfenster in die Ära vor 47 Millionen Jahren.

Schock: Schaden am Fossil

Das neue Igel-Exponat hat eine bewegte Entdeckungsgeschichte, wie das Museum berichtet. Beim Auspacken in der Präparationswerkstatt stellte sich nämlich eine Fehlstelle im mittleren Bereich der Wirbelsäule heraus. Da alle an Entdeckung und Bergung beteiligten Personen davon überzeugt waren, das Fossil sei vollständig gewesen, und zudem das dokumentierende Fotomaterial nicht mehr auffindbar war, stand man angesichts des Schadens vor einem Rätsel.

Ein einziges Foto war übriggeblieben, auf dem die entscheidende Stelle allerdings im Schatten lag. Erst durch den Einsatz von Bildbearbeitungsverfahren konnte geklärt werden, dass die Beschädigung offenbar schon vor dem Aufspalten der Platte beim Lösen der darüber liegenden Ölschiefer-Schichten mit einem Keil erfolgt war. Die Fehlstelle beim Fossil war dann von einem feinen Ölschiefer-Grus bedeckt, was im Jubel der Grabungsteilnehmer nicht bemerkt worden war. Im Zuge der Präparation wurde die Fehlstelle schließlich ergänzt und farblich retuschiert. (red, derStandard.at, 2. 3. 2013)