Die erste Visualisierung des geplanten "integrativen Wohnprojekts".

Visualisierung: Que[e]rbau

Auf Baufeld E19 wird das "Que[e]rbau"-Wohngebäude errichtet werden, die bisherigen fünf Baugruppen werden auf Baufeld D13 bauen.

Grafik: Wien 3420 Aspern Development AG

Der formelle Beschluss durch den Beirat fehlt zwar noch, aber der Bauplatz steht bereits fest – und deshalb ist man bei der Baugruppe "que[e]rbau" sehr zuversichtlich, schon bald mit dem Bau des geplanten Wohnhauses in der Seestadt Aspern beginnen zu können. "Wir sind guter Dinge, dass wir 2015 einziehen können", sagte Initiator Andreas Konecny am Donnerstag am Rande einer Pressekonferenz von Wohnbaustadtrat Michael Ludwig zu derStandard.at.

Wieder im Boot

Vor einem halben Jahr klang das noch ganz anders. Damals fühlte sich die Gruppe "ausgebootet", weil ihr Konzept keinen Platz fand auf dem Baufeld D13 in der Seestadt, das für die Baugruppen reserviert worden war (siehe dazu auch "Nachlese"). Ein Gebäude mit 27 Wohneinheiten wollte die "queere" Gruppe (der Begriff umfasst u.a. homo-, bi- und transsexuell orientierte Menschen) dort bauen, einen Bauträger hat man mit der WBV-GPA schon länger an der Angel.

In der ersten Bewerbungsrunde um den Bauplatz wurde "Que[e]rbau" aber die Zusammenarbeit mit einer anderen Gruppe nahegelegt, und auch in der zweiten Runde wurde vom Beirat einem anderen Projekt der Vorzug gegeben. "Wir schaffen es irgendwie einfach nicht, unser Projekt reinzukriegen", sagte Konecny damals resignierend.

Petition

Jetzt ist davon keine Rede mehr. Es habe zwar einiges an Überzeugungsarbeit geleistet werden müssen, um die Verantwortlichen von dem Vorhaben zu überzeugen, berichtete der Initiator - unter anderem wurde eine Online-Petition gestartet. Nun aber ist der begehrte Baugrund auf Feld E19 (siehe Grafik) zum Greifen nahe; er befindet sich etwas weiter westlich von Baufeld D13, aber ebenfalls direkt an der geplanten verkehrsberuhigten Wohn- und Geschäftsstraße "Maria-Tusch-Straße".

Die Kooperation mit der WBV-GPA sei weiterhin aufrecht, das gegenseitige Vertrauen durch die mühsame Standortfindung "sogar eher noch gewachsen", sagte Konecny. Und so dürfte schon bald an der Realisierung des "Que(e)rbau-Hauses" in der Seestadt "für Menschen, die gerne mit allen Familien- und Partnerschaftsformen zusammen leben wollen", gearbeitet werden. Architekt Roland Hampl will demnächst mit der Detailplanung beginnen. Errichtet werden sollen geförderte Mietwohnungen mit Kaufoption zu anfänglichen Mietpreisen von 6,30 Euro je Quadratmeter, die Eigenmittel dürften auf etwa 400 Euro je Quadratmeter kommen.

Baugruppen als Festwochen-Thema

So wie Seestadt-Projektleiterin Christine Spieß zeigte sich auch Stadtrat Ludwig am Donnerstag erfreut über die gefundene Lösung. Er kündigte zudem an, dass das Thema Baugruppen ein Schwerpunkt bei den diesjährigen "Wohnbaufestwochen" (4. bis 21. März) sein werde. Diese finden seit 2009 alle zwei Jahre statt. Neben diversen Ausstellungen und Diskussionsveranstaltungen wird es dabei auch einen "Marktplatz" der Baugruppen geben, auf dem sich potenzielle Mitglieder über die diversen Projekte informieren können. Fast alle der Asperner Baugruppen suchen noch Mitstreiterinnen und Mitstreiter.

Ludwig sprach von einer "gewissen Tradition", auf die die Baugruppen in Wien bereits zurückblicken könnten. "Der Bedarf ist hier aber wohl etwas geringer als in anderen Städten, weil es in Wien sehr innovative Projekte auch im geförderten Wohnbau gibt", so der Stadtrat. Eine Bedarfserhebung solle jedenfalls abklären helfen, wie groß die Nachfrage nach Baugruppen-Projekten in Wien tatsächlich ist.

"Mischformen" gefragt

Der Chef der Wiener Wohnbauforschung, Wolfgang Förster, wies darauf hin, dass bereits so manche "Mischform" realisiert worden sei – also Projekte, bei denen eine Baugruppe in einen geförderten Wohnbau "integriert" wurde. Für Raimund Gutmann vom Beratungsunternehmen wohnbund:consult, das aktuell mehrere Baugruppenprojekte "sozialorganisatorisch und moderierend" begleitet, sollten Baugruppen ohnehin längst "automatisch in den geförderten Wohnbau integriert werden". Gutmann berät in der Seestadt Aspern die Baugruppe Pegasus, die ein Wohngebäude mit 21 Wohneinheiten errichten will. (Martin Putschögl, derStandard.at, 28.2.2013)