Als ich auf dem Highway Number One vor San Francisco mein Handy einschalte, erwartet mich eine Nachricht aus good old Austria. Mein Wiener Provider simst mir, dass ich Datenroaming "in der Höhe von ca. EUR 60" genutzt habe und doch bitte ein OK zurücksimsen soll, wenn ich es weiter nutzen will. Danke für die Info! 60 Euro für Datendienste, kein Problem, man gönnt sich ja sonst nichts. Trotzdem: Ich versetze das Handy erst einmal flott in den elektronischen Tiefschlaf. Bevor mich der kleine Datenprasser noch an den Bettelstab bringt. Wie roamt man sich eine 60-Euro-Rechnung zusammen? Ganz einfach. Im Auto in Los Angeles kurz das Internet hochfahren, um die Hoteladresse zu verifizieren. Wahrscheinlich nutzt das Handy die Gelegenheit, um wie ein Tarnkappenbomber insgeheim etliche Apps mit einem Schüppel Megabytes upzudaten. Da läppern sich 60 Euro schnell zusammen. Aber so ist das eben. Sobald "Roaming" im Spiel ist, wird's teuer. Dabei komme ich mit den 60 Euro noch günstiger weg als meine jüngere Tochter. Die hat kürzlich nach ein paar Minianrufen eine Handyrechnung von 300 Euro plus als Souvenir aus Südafrika mitgebracht. Ohne Roaming-Krösusse wie uns kann das Datendienstgewerbe zusperren!

Denn Luxus: Das heißt nicht mehr Mittelmeeryacht, Nerzmantel, Dom-Pérignon-Gelage im Chalet in Sankt Moritz. Luxus heißt, das Handy mit ins Ausland zu nehmen und dort einzuschalten. Überraschungen garantiert! Vom Roaming-Naivling zum Roaming-Ruinierten ist es ein kurzer Weg. Man kennt die Story vom sorglosen Dodeltouristen, der nach dem Urlaub in Thailand draufkommt, dass er sein Eigenheim vertelefoniert hat wie nix. Wenn ein russischer Oligarch heute in Saint-Tropez vor seinen Oligarchenkollegen einmal protzen will, lädt er sich die Herr der Ringe-Trilogie von seinem Provider in Moskau aufs Airbook.

Offen bleibt die Frage, ob wir uns bis in alle Ewigkeit als untertänigste Konsumenten gebärden wollen, wenn uns unsere Provider die Nutzung von dero hochlöblichen Ätherwellen und Glasfaserkabeln nach Edelmetallpreisen fakturieren. Wenn ich wieder eine transatlantische Botschaft auszurichten habe, werde ich einer Brieftaube eine Postuniform anschneidern lassen und die Botschaft auf dem Weg von L.A. nach Wien schicken. Mit 60 Euro sollte sich das ausgehen. (Christoph Winder, Album, DER STANDARD, 2./3.3.2013)