Im Bezirksmuseum werden alte Wohnräume nachgestellt.

Foto: Oona Kroisleitner

Das Ehepaar Hans und Vladimira Bousska.

Foto: Oona Kroisleitner

Wien - Seit ihrer Jugend lebte eine Frau an der Ecke Schönbrunner Straße und Längenfeldgasse. Schon immer war es ihre Leidenschaft zu fotografieren. Als sie aus ihrer Wohnung auszog, vermachte sie ihre gesamten Bilder dem Bezirksmuseum Meidling. Diese dienen heute dazu, jüngeren Generationen die Geschichte vom Wandel des Meidlinger Grätzels über mehrere Jahrzehnte zu erzählen und sie zu bebildern.

99 Prozent Geschenke oder Dauerleihgaben

Das ist keine Einzelgeschichte. Etwa 99 Prozent ihres Bestandes sind Geschenke oder Dauerleihgaben von Meidlingern, erzählt Hans Bousska vom Bezirksmuseum. Zugekauft werden hauptsächlich Bücher und Bilder, um Künstler zu unterstützen. "Die Leute sind stolz, wenn sie uns etwas vorbei bringen und wir es dann ausstellen", sagt Bousska, der gerade in den Vorbereitungen zum Tag der Wiener Bezirksmuseen am 10. März steckt.

Ältestes Wiener Bezirksmuseum

Im obersten Stock eines unauffälligen Betonbaus in der Längenfeldgasse versteckt sich das älteste Bezirksmuseum Wiens (siehe Wissen). Dort werden in sterilen Räumen und hellbeleuchteten Vitrinen die Schätze der Bewohner des 12. Bezirks ausgestellt. "Wir sind ein sehr modernes Museum", meint Bousska. Dieses wurde beim Umzug in das Haus der Volkshochschule Meidling gemeinsam mit einem Architekten gestaltet. Auch Nischen wurden eingeplant, um Räume des letzten Jahrhunderts nachzustellen.

"Wir nehmen eigentlich alles, wegschmeißen kann man schließlich nur ein Mal - dann ist es verloren", sagt Bousska, "hier im Museum wird die Geschichte konserviert." Nur Nähmaschinen würde das Museum nicht mehr benötigen, "davon haben wir schon sehr viele in unserem Depot".

100.000 gesammelte Bilder

Die Sammlung des Museums ist groß und wächst beständig: "In den letzten 90 Jahren hat sich da einiges zusammengesammelt", lächelt seine Frau Vladimira Bousska, ehrenamtliche Leiterin des Bezirksmuseums. Allein um die 100.000 Bilder befinden sich im Archiv des Museums, berichtet sie stolz. Darunter auch sehr wertvolle Exemplare: So zählen zu der Sammlung auch Originalwerke der Maler Ludwig Heinrich Jungnickel und Eduard Bitterlich. Von den Objekten könnten sie nur ein Drittel ausstellen, "für mehr reicht der Platz einfach nicht", sagt sie. (Oona Kroisleitner, DER STANDARD, 2./3.3.2013)