Wien - "Den Webern werde ich mir sicher nicht mehr geben", hatte der saturierte Herr bereits gewusst, bevor das Konzert überhaupt begann. Es ist immer wieder verwunderlich, welche Ressentiments gegenüber der Moderne von manchen noch immer gepflegt werden - auch gegenüber einem Werk, das bereits über 100 Jahre alt ist und nur wenige Minuten dauert wie Anton Weberns Vier Stücke für Geige und Klavier.

Dabei legte Nikolaj Znaider die expressiven Miniaturen im Großen Saal des Musikvereins beinahe kulinarisch an und verweigerte ihnen weder die volle Süße seiner Guarneri noch extreme Ausdruckswerte. Eine Interpretation, die dazu geeignet gewesen wäre, auch jene Zweifler davon zu überzeugen, dass es sich hier doch noch um Musik handelt.

Doch so flüsterleise und fahl konnte er gar nicht zu spielen beginnen, um jene Aufmerksamkeit zu erhalten, die seinem Spiel und der Musik Weberns angemessen gewesen wäre.

Aus dem Vollen schöpfte Znaider dann bei der Violinsonate op. 18 von Richard Strauss - ebenso wie bei den Brahms-Zugaben. Hier war er ganz Virtuose alter Schule, wodurch sein Klavierbegleiter Saleem Abboud Ashkar mitunter etwas in die Rolle der zweiten Geige - nur mit etwas mehr Tönen - gedrängt wurde.

Weitaus partnerschaftlicher konnten die beiden im ersten Teil agieren: Wunderbar abschattiert und mit schmerzseufzender Eleganz gaben sie Schuberts a-Moll-Sonate D 385, mit draufgängerischer Verve und sublimem Grimm Beethovens c-Moll-Werk op 30/2. Hier bewiesen Znaider und Ashkar, dass sich großes virtuoses Auftrumpfen sehr wohl mit Feinsinn vermählen lässt. (Daniel Ender, DER STANDARD, 5.3.2013)