Er ist einer, der im Stillen arbeitet. Der aber dennoch für dezibelträchtige, markante, im doppelten Sinn unüberhörbare Töne gut ist: Matija Schellander ist einer jener stiloffenen Soundforscher zwischen vielerlei Genrestühlen, die für viele das Salz in der Suppe der Wiener Musikszene bedeuten.

Drei aktuelle Veröffentlichungen demonstrieren die Vielseitigkeit des 32-jährigen Kontrabassisten und Modular-Synthesizer-Experten, der in Wien u. a. in den Formationen Low Frequency Orchestra und Metalycée aufgezeigt hat: Da ist zum einen Trio-Jazz im Spannungsfeld zwischen Ornette Coleman und Thelonious Monk, zu hören auf dem mit Saxofonist Wolfgang Schiftner und Schlagzeuger Lukas König eingespielten Vinyl-Release Something For The Heart. Und da sind die massiven und doch fein granulierten Noise-Soundwälle, die Schellander im Rdeca-Raketa-Duo mit Maja Osojnik auf Wir werden. baut. Allein verantwortlich zeichnet der Bassist für seine Solo-CD sum sum: Hier choreografiert er dunkle, elektroakustische Soundlandschaften, denen erratische Unruhe, Nervosität eignet.

Aus diesem Pool der Klänge und Geräusche wird Matija Schellander auch schöpfen, wenn er am Sonntag im Rahmen der "Cinema Sessions" des Filmarchivs in der Ruprechtskirche Carl Theodor Dreyers Stummfilm La passion de Jeanne d'Arc aus 1928 mit Livemusik illuminiert. Man höre und staune, welches Klanguniversum in diesem Kontrabass steckt! (felb, DER STANDARD, 9./10.3.2013)