Der Nachfolger der Bestpreis-Kante appelliert weiterhin an die Vernunft. Die Zeiten des Verzichts sind jedoch vorbei - auch und vor allem, was die Außenwirkung betrifft
Es war ein beeindruckend schnöder Keil, den Renault-Tochter Dacia vor sechs Jahren in die Landschaft stellte. Mächtig Raum, eingefasst von designbefreiten Blechen, ausgekleidet mit echtem Hartplastik (selten wirkten Türzuziehmulden so deprimierend), aber mit bis zu sieben Sitzen und das zu einem Handschlagpreis: der Dacia Logan MCV. Er sollte zu einem der erfolgreichsten Kombis des Landes werden. Und das nicht bloß, weil er sehr günstig, sondern auch ein strunzordentliches Auto war. Ab Sommer setzt die Discount-Tochter von Renault die Neuauflage dieser Idee in Szene. Nennt sich wieder Logan MCV, ist aber diesmal vom aktuellen Kompakten Sandero her gedacht.
Ergo gibt's an der Front überraschungsarme, aber solide wirkende Formen, die klassische Kombi-Statur und ein stämmiges, unaufgeregt gezeichnetes Heck. Visuelle Darstellungsfehler? Nope.
Neu ist auch die Rolle, die der MCV II im zwischenzeitlich gewachsenen Dacia-Portfolio einnimmt. Mittlerweile sind die Hochdach-Praktiker Lodgy und Dokker aufgerufen, gesteigerte Raumbedürfnisse zu befriedigen. Dazu zählt auch die Siebensitzer-Option, die dem Lodgy vorbehalten bleibt.
Zwar legt der Logan MCV II in der Länge gegenüber dem Fließheck um 43 Zentimeter auf 4,49 Meter zu, die Ladevolumina des Vorgängers werden jedoch nicht erreicht: 573 Liter bis zu den hinteren Lehnen (vormals 700 l), 1.518 Liter bei umgelegter Rückbank (2.350 l) sortieren sich stattdessen bei den klassenüblichen Werten der kompakten Kombis ein. (Kia Cee'd SW 528 - 1.641 l, neuer VW Golf Variant: 605 - 1.620 l). Der neue Skoda Octavia Combi ist der Liga mit mittlerweile 4,75 Metern Länge entwachsen.
Die tatsächliche Konkurrenz des MCV II ist also, nicht zuletzt kraft des Preisbandes, bei den kleinen Kombis vom Schlag eines Skoda Fabia Combi (315 - 1180 l) zu finden, richtig spannend wird der Inhouse-Vergleich mit dem brandaktuellen Renault Clio Grandtour (4,27 Meter, 443 - 1380 l). Abseits der Ausliter-Philosophien will der Logan MCV kein Mängelwesen sein – was auch für die Motoren gilt.
Bei den Benzinern werken neben dem treuen 1,2 16V mit 75 PS ein neuer Dreizylinder-Turbo mit 90 PS, die Diesel-Fraktion hat die Wahl zwischen zwei Leistungsstufen der auf den letzten Stand gebrachten Renault-1,5er-dCi's mit 75 bzw. 90 PS. Beide Turbos sind im Sandero – laut Werksangabe – für 3,8 Liter Durchschnittsverbrauch gut. Am 5-Gang-Handschalter führt kein Weg vorbei. Start-Stop-Automatik ist für den Kombi nicht vorgesehen. Stattdessen gibt's für die stärkeren Motorisierungen einen ECO-Mode, der, so Dacia, Fahrleistung oder Klimakomfort "in einem für Fahrer und Insassen vernünftigen Umfang" einschränkt.
In Sachen Sicherheit und Ausstattung gibt sich der MCV II solide bis variantenreich: ABS, ESP, Servolenkung, vier Airbags und eine asymmetrisch teilbare Rückbank sind immer an Bord. In der Aufpreisliste harren einerseits ein 7-Zoll-Screen im Mittelblock samt Multimedia-Aktivitäten, Tempomat oder Einparkhilfe hinten. Andererseits wird's wohl - folgt man zumindest der Sandero-Preisliste - begehrte Extras wie Klimaanlage (manuell, 560 Euro!) oder CD-Radio erst in den höheren Ausstattungslevels Ambiance und Lauréate geben.
Und damit zur Bezahlsituation: Finale Angaben gibt's für den im Frühsommer auflaufenden Kombi noch nicht, das Preisniveau des Vorgängers sollte aber gehalten werden (das nicht zuletzt, um zum größeren Lodgy Distanz aufzubauen). Heißt konkret für einen relativ nackigen MCV II Basis mit dem 75 PS-Benziner: deutlich unter 10.000 Euro. Ein sehr kompletter Logan Kombi mit 90-PS-dCi sollte inklusive Klima mit etwa 13.500 Euro in der Preisliste auftauchen. Check bei einem kleineren Skoda Fabia Combi, 90 PS-TDI, Ausstattung Ambition: 17.240 Euro. Die Rechnung sollte für Dacia also auch diesmal wieder aufgehen. (Stefan Schlögl, derStandard.at, 13.3.2013)
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