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Bombenexplosion nahe des Bahnhofs - Bombe lag wenige Meter neben dem Hauptgebäude der Spedition Schenker

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Explodierte Fliegerbombe

Foto: APA/ FRANZ NEUMAYR
Salzburg - Zwei Tote, zwei Verletzte: So endete die missglückte Entschärfung einer 250 Kilogramm schweren US-Fliegerbombe Donnerstagabend in der Nähe des Salzburger Hauptbahnhofes. Der mit einem als besonders heimtückisch bekannten chemischen Zeitzünder ausgestattete Blindgänger aus den letzten Monaten des Zweiten Weltkrieges explodierte beim Versuch, ihn mit einem Kran aus einem vier Meter tiefen Schacht zu heben. Die Bergung war nötig, die Bombe lag genau auf dem Zünder.

Keine Überlebenschance

Zwei Beamte des Entminungsdienstes hatten keine Überlebenschance. Sie wurden von der Explosion überrascht: Ein Beamter befand sich noch im Schacht, sein Kollege am Schachtrand. Der 42-jährige Gerhard Plojhar und der 38-jährige Thomas Modry, jüngst Vater geworden, waren sofort tot. Ein dritter Sprengstoffexperte stand einige Meter weiter weg und überlebte mit schweren Gesichtsverletzungen.

Weiterer Polizist erlitt einen Gehörsturz

Ein weiterer Polizist erlitt durch die Druckwelle einen Gehörsturz und Prellungen. An umliegenden Gebäuden und an den Fahrzeugen der Spedition, auf deren Gelände die Bombe 1945 im schlammigen Untergrund versunken war, entstand Sachschaden.

Am Freitagvormittag nahmen Beamte des Entminungsdienstes und Kriminaltechniker die Erhebungen auf. Im Prinzip sei aber die Unglücksursache aufgrund der Bauart der Fliegerbombe bekannt, hieß es. Die in einer Glaskapsel verpackte Säure des Zünders zerfrisst ein Schutzplättchen. Sobald das Trennplättchen zerstört ist, beginnt jene chemische Reaktion, die zur Zündung führt. Menschliches Versagen dürfte so gut wie auszuschließen sein.

Konsequenz in Zukunft verstärkter Robotereinsatz

Als Konsequenz aus dem Unfall sollten in Zukunft verstärkt Roboter eingesetzt werden, kündigte VP-Innenminister Ernst Strasser an. Das Unglück vom Donnerstag ist das erste seit 1946, bei dem Entschärfungsexperten starben.

Zwischenfälle

Zwischenfälle mit Blindgängern gab es schon öfter. 1965 explodierte in Salzburg eine Fliegerbombe unter einer Tankstelle; ein Mann wurde getötet. Bei der Explosion einer Bombe unter einem Kinderspielplatz 1996 kam niemand zu Schaden.

120 Blindgänger liegen allein noch in Salzburg

Allein in der Landeshauptstadt dürften noch über 120 Blindgänger im Boden liegen. Sie sind Überbleibsel jener 15 US-Luftangriffe auf Salzburg, mit denen die Nachschubwege der deutschen Wehrmacht - die Eisenbahnknoten - zerstört werden sollten.

Beseitigung der Sprengkörper ist teuer

Die Beseitigung der Sprengkörper ist teuer. Die Stadt Salzburg hat seit Mitte der Neunzigerjahre für die Untersuchung von 31 Verdachtspunkten mit drei Bombenfunden, die durch die Auswertung von US-Luftaufnahmen eruiert wurden, 850.000 Euro bezahlt. Vor kurzem wurde per Gerichtsvergleich vereinbart, dass der Bund die Kosten jener Fälle übernimmt, bei welchen tatsächlich Kriegsrelikte gefunden werden. (neu, DER STANDARD Printausgabe 19/20.7.2003)