Scott "Wino" Weinrich (Zweiter von rechts) und die in Ehren ergrauten Doom-Metal-Traditionalisten St. Vitus gastieren am Freitag in der Szene Wien. 

Foto: Audrey Jarrett

Wien - Mit dieser Koinzidenz müssen Sänger Scott "Wino" Weinrich und die ursprünglich in Los Angeles beheimateten Musiker von St. Vitus leben: Ausgerechnet 1979, als Ozzy Osbourne bei Black Sabbath wegen seines gelinde gesagt ausschweifenden Lebensstils freigestellt wurde, war das Gründungsjahr jener Band, die bis heute wie keine andere das Erbe der alten Metal-Gründerväter aus Großbritannien fortführt.

Weinrich stieß zwar erst Jahre später dazu. Gemeinsam mit Gitarrist Dave Chandler und Bassist Mark Adams und nach einigen längeren Pausen, in denen Weinrich etwa auch als passabler Gitarrist mit Spirit Caravan unterwegs war, bildet er seit 2003 wieder den Kern des Quartetts.

Musikalisch weichen St. Vitus um keinen Millimeter von den Vorgaben der Ahnen ab. Die tiefer gestimmte, basslastig eingestellte und lang nachhallende Gibson-Gitarre spielt zähe, den Magen aufwühlende Einfachriffs sehr gern auch im Zeitlupenbereich.

Dazu poltert im Hintergrund der Trauermarsch im Viervierteltakt. Scott Weinrich kaut am Mikrofon sichtlich um einen letzten Halt im Leben ringend an Texten, die den Untergang beschwören.

Born Too Late, einer der eindringlichsten und zugleich programmatischsten Songs, die St. Vitus zu bieten haben, stammt vom gleichnamigen SST-Album aus dem Jahr 1986. Er wird auch in diesem Tourneeprogramm nicht fehlen.

Metal selbst hat sich seit 40 Jahren längst in härtere, schnellere, extremere, aberwitzigere Richtungen entwickelt. Eine Ahnung davon, wie sehr diese Musik einmal auf klassischem Bluesrock beruhte, bekommt man heutzutage nur noch von Überlebenden wie Pentagram oder eben St. Vitus geboten. Im Vorprogramm die artverwandten Mos Generator aus USA. (Christian Schachinger, DER STANDARD, 20.3.2013)