Bild nicht mehr verfügbar.

Dieter Bohlen, seineszeichens Jury-Gott und Hit-Gigant in Personalunion, braungebrannt und in einen glänzenden Anzug gehüllt. Der Karriere hat's jedenfalls nicht geschadet.

 

Foto: APA/Hubert Boesl

Wir kommen nicht drum herum, noch einmal ein Thema aufzugreifen, das beim vergangenen Mal einiges an Aufsehen erregte. Diesmal soll es aber nicht um die Fußbekleidung des österreichischen Gigolos gehen, also um die von vielen (unserer gewiss geschmackssicheren Leser) als geschmacksfern angesehenen Loafers, sondern um das, was er dazu trägt.

Es geht um glänzende Anzüge. Sie kommen in unseren Breitengraden anscheinend niemals aus der Mode und haben insbesondere im sogenannten Wonnemonat ihren alljährlich großen Auftritt. Geben sich nämlich zwei Menschen, die ohne einander nicht zu können glauben, das Jawort, macht dies der männliche Part gerne in einem glänzenden und manchmal sogar changierenden Anzug. Wer mutig ist, kombiniert dazu ein lila Hemd. Wem das zu viel ist (oder bereits eine bunte Brille trägt), der greift dagegen zum festlichen weißen.

Dedicated follower of fashion

Diese geschmacklichen Auffälligkeiten von Menschen, die abseit von ihrem Hochzeitstag eher als Jeans-und-T-Shirt-Typen zu bezeichnen wären, decken sich interessanterweise mit jenen, die auch abends an der Budel eine glänzende Figur machen wollen. Womit wir wieder beim heimischen Gigolo wären. Er greift auch abseits von festlichen Anlässen zum knisternden Glanzanzug aus Synthetikfasern.

Mit sicherer Hand kombiniert er dazu eine falsche Designerbrille und ein echtes Kurzarmhemd. Wirklich tragisch ist, dass er sich bei dieser Gelegenheit an (den an und für sich wunderbaren) Loafers vergreift. Sie können für ihre Träger nämlich wirklich nichts. Die glänzenden Anzüge dagegen schon. (Stephan Hilpold, Rondo, DER STANDARD, 22.3.2013)