Oswald Tschirtners "Alexander 1973" (1975) zeigt Ernst Herbeck.

Foto: Privatstiftung Kuenstler aus Gugging

Gugging - Drei Porträtausstellungen - eine zeigt Gugginger Künstler, eine das Schweizer Fotografenpaar Mathias Braschler und Monika Fischer, eine ist der Genueser Malerin Adria Sartore gewidmet -, ein Titel: Faces nennt Kurator Johann Feilacher, künstlerischer Leiter des Museums Gugging, die Schau. Denn der englische Begriff schließe auch das Innere, die Identität mit ein.

Wie bei Oswald Tschirtner, der mit seinen feinstricheligen Porträts das Wesen der Porträtierten erfasste. Oder Rudolf Horacek, der Zeichnungen, die ihm nicht gefielen, zerriss. Eine dieser geretteten "missratenen" Arbeiten ist nun auch ausgestellt. Seine Zeichnungen erzählen, wie auch jene Johann Garbers, in denen sogar ein Scharfrichter breit lächelt, oder August Wallas, von einer Welt, in der mitunter auch ein Fahrrad ein Gesicht haben kann.

Zwischen Hochglanzmagazin und Museum sind die Porträtfotografien von Braschler/Fischer angesiedelt: halb- oder ganzfigurige Fotos von Gugginger Künstlern, ehemaligen Guantánamo-Häftlingen, vom Klimawandel betroffenen Menschen. Seit zehn Jahren arbeiten die beiden weltweit an gemeinsamen Projekten. Ihre Faces of Football - Profispieler wie Zinédine Zidane direkt nach dem Match - wurde 2006 mit dem World Press Award für Porträtfotografie ausgezeichnet.

Die ebenfalls ausgestellten White Portraits hat Mathias Braschler noch solo gemacht: weiß übertünchte Gesichter vor weißem Grund, färbig nur die Augen, gehängt auf weißen Wänden.

In altmeisterlicher Manier, gegen den ästhetischen Zeitgeist, malt die Genueser Autodidaktin Adria Sartore. Ihre Bilder sind schwere Kost: Junge Mädchen in dünnen Hemdchen blicken ins Leere. Ihre Bilder seien keine Porträts der Mädchen, sagt Sartore. Vielmehr "benutze" sie die Modelle, um durch sie über sich selbst zu sprechen. (Elisabeth Hochwarter, DER STANDARD, 22.3.2013)