Graz/Linz - Die beste Qualität nur mehr für wenige Patienten: Diesen Ansatz verfolgt man offenbar bei der Gespag, Krankenhausträger des Landes Oberösterreich, zumindest was den Einsatz künstlicher Hüftgelenke betrifft. Am Donnerstag sickerten Interna durch, wonach sich eine Expertengruppe im Auftrag der Gespag mit der Erwägung einer Fünf-Prozent-Quote bei langlebigen Keramikprothesen beschäftigt. Errechnete Kostenersparnis: 700.000 Euro im Jahr. Brisantes Detail am Rande: Finanzielle Überlegungen spielten bei Landeshauptmann Josef Pühringer keine Rolle, als er im Vorjahr einen dritten Vorstandsposten bei der Gespag installierte. Kosten: 180.000 Euro im Jahr.

Stöger pocht auf medizinisch-fachliche Entscheidung

Erwartungsgemäß laut ist der Aufschrei gegen die jetzt angedachten Sparmaßnahmen in der Patienten-Beuge. Gesundheitsminister Alois Stöger (SP) pocht auf die medizinisch-fachliche Entscheidung bei der Auswahl der Prothese. Alle Menschen müssten selbstredend die Leistungen bekommen, die sie brauchen, heißt es im Gesundheitsministerium. Dabei müsse in jedem Fall die optimale Behandlung von höchster Qualität gewährleistet sein. Stöger: "Welches Arzneimittel oder Medizinprodukt eingesetzt wird, ist nach medizinisch-fachlichen, nicht nach ökonomischen Kriterien zu entscheiden."

Ähnlich sieht man das in der Österreichischen Gesellschaft für Orthopädie. Ein nur fünfprozentiger Anteil der langlebigen Keramikprothesen reiche sicher nicht, sagte Generalsekretär Alexander Giurea im Interview mit dem Ö1-Mittagsjournal.

Gespag verteidigt Vorgangsweise

Vonseiten der Gespag verteidigt man die Vorgangsweise. Man garantiere jedem seiner Patienten die bestmögliche Behandlung. Die genannten fünf Prozent bei den langlebigsten Hüftprothesen seien keine Kontingentierung, sondern eine mögliche Zielschätzung für diesen Bereich, erläutert der Projektleiter der Arbeitsgruppe, Vinzenz Auersperg, von der orthopädischen Abteilung im KH Steyr-Kirchdorf. Die Gespag führe laufend Standardisierungsprozesse durch. Als Spitalsträger sei sie gesetzlich dazu verpflichtet, sämtliche patientenrelevante Bereiche regelmäßigen Überprüfungen zu unterziehen, dazu zähle auch die Prüfung gleichwertiger Alternativen.

In der steirischen Spitalsholding Kages hatten die behandelten Ärzte vorgeschlagen und letztlich bestimmt, welche Art von Prothesen eingesetzt wird. Die Mediziner plädierten für die qualitativ besseren - jetzt in Oberösterreich diskutierten - Keramik-Totalsystemimplantate. 90 Prozent der steirischen Patienten erhalten laut Auskunft von Kages-Sprecher Reinhard Marczik derartige "Keramiksysteme". (mro, ker, mue)