Innsbruck - Die große Zahl der Listen bei der Tiroler Landtagswahl hängt auch mit der traditionellen Neigung der Tiroler ÖVP zur Spaltung zusammen. 1994 gründete Herwig van Staa, damals "nur" Schwiegersohn des legendären Altlandeshauptmanns Eduard Wallnöfer, die Liste "Für Innsbruck" und wurde mit ihr Bürgermeister von Innsbruck: gegen den amtierenden ÖVP-Bürgermeister Romuald Niescher. Zuvor war er aus dem ÖVP-Klub im Gemeinderat ausgeschlossen worden, blieb aber Mitglied der ÖVP.

Erfolg in der Opposition

Ebenfalls erfolgreich mit einer ÖVP-Abspaltung war Fritz Dinkhauser mit seinem "Bürgerforum-Liste Fritz". Der ehemalige Arbeiterkammer-Präsident und das ÖAAB- und ÖVP-Mitglied erreichte mit seiner Kritik am damals amtierenden Landeshauptmann Herwig van Staa bei der Landtagswahl im Juni 2008 18,35 Prozent der abgegebenen Stimmen. Die "Liste Fritz" wurde zur stärksten Oppositionspartei im Landtag. Dinkhauser trat aus der ÖVP aus.

Immer wieder gab es Gerüchte, dass Anna Hosp, ÖVP-Landesrätin unter van Staa, zurück in die Politik wollte. Im Jänner 2013 wurde der Startschuss für die Liste "vorwärts Tirol" gegeben. An der Spitze steht mit Hans Lindenberger zwar ein ehemaliger Roter. Mit Anna Hosp als Aushängeschild für den Bezirk Außerfern, der Innsbrucker Bürgermeisterin Christine Oppitz Plörer (Liste "Für Innsbruck") und zahlreichen schwarzen Bürgermeistern ist die ideologische Nähe zur ÖVP aber klar. Und auch die Liste "Für Tirol" des Wirtschaftsbündlers Patrick Pfurtscheller will den Frust über die ÖVP ausnützen. (ver, DER STANDARD, 26.3.2013)