Junge Rockmusik aus Schweden: Hong Faux.

Foto: Hong Faux

Ebensee - Im skandinavischen Winter sind die Tage ziemlich kurz. Um das zu überstehen und die ohnehin hohe Selbstmordrate nicht noch zu steigern, kennen die Nordmänner verschiedene Strategien: Unter lichtscheuen Elementen floriert der Satanismus - gepaart mit einer Vorliebe für extremen Black Metal. Andere machen rohe Rockmusik diverser Spielarten; vor allem hochenergetischer Straßenrock und räudiger Garagenpunk in der Tradition der Detroiter Schule (Stooges, MC 5) wie auch psychedelischer Hardrock scheinen Wikingerherzen und Ohren zu erfreuen.

Ersteres garantieren etwa Union Carbide Productions, Gluecifer, die Flaming Sideburns oder die Hellacopters, mit Letzterem sind die schwedischen Stonercombos The Quill und Graveyard einschlägig auffällig geworden. Dass in puncto "Wüstenrock" in Nordeuropa keine Nachwuchssorgen herrschen, beweist eine junge Combo aus Schweden:

Hong Faux kommen aus dem Stockholmer Stadtteil Södermalm, wo Schlagzeuger Daniel Israelsson, Gitarrist/Leadsänger Niklas Serén, Bassist und zweiter Vokalist Johan Bergqvist sowie Chefstromruderer Björn Billgren sich im Frühling 2010 auf ein Packerl hauten. Noch im Herbst desselben Jahres erschien eine erste Single, 2012 folgte das Albumdebüt: The Crown That Wears The Head zeichnet sich vor allem durch Vielschichtigkeit und "richtige" Lieder statt offener Songstrukturen aus - beides im Stonergenre eher unüblich.

Neben stoisch-monotonen Riffs mit Fuzzbox-Verzerrung gibt es entspannte Töne, mehrstimmigen Gesang und eingängige Refrains, melodische Feinarbeit und Ohrwurmpotenzial statt grober Soundklötze. Dazu bisweilen noch dank harmonischer Komplexität Anklänge an den 1980er-Grunge von Soundgarden.

Überhaupt schafft das Quartett eine tönende Rockenzyklopädie: mit obligatorischer Black-Sabbath-Doom-Düsternis oder Danzig-, Queens-of-the-Stoneage und International-Noise-Conspiracy-Referenzen. Einziger Österreich-Auftritt am Samstag.  (Gerhard Dorfi, DER STANDARD, 29.3.2013)