Frauen bekommen immer später im Leben ein Baby, was die Wahrscheinlichkeit eines Gendefekts beim Kind erhöht. Gleichzeitig werden pränatale Diagnose-Möglichkeiten präziser - was werdende Eltern mit vielen Informationen, Wahrscheinlichkeiten und Fragen allein zurücklässt. Das ist unverantwortlich.

Zwar hat es die Bundesregierung 2008 als erstrebenswert befunden, dass es mehr Anlaufstellen geben soll, an die sich Paare mit ihren Fragen und Gefühlen wenden können. Sowohl der Ausbau der psychosozialen Angebote rund um eine pränatale Diagnose als auch jener der Familienberatung unter besonderer Berücksichtigung von Eltern behinderter Kinder stehen im Regierungsprogramm. Passiert ist aber nichts. Die Diakonie hat die Schaffung einer solchen Beratungseinrichtung nun in die Hand genommen. Öffentliche Fördersumme: null Euro.

Der Bund hat nicht einmal das Budget für Familienberatungsstellen erhöht, von denen das Familienministerium einige als kompetent in der Pränataldiagnostik bezeichnet. Viele davon sind im kirchlichen Umfeld angesiedelt. Das ist für etliche Frauen, die sich nach einer schlechten Diagnose mit dem Gedanken eines Schwangerschaftsabbruchs tragen, nicht die richtige Adresse. Denn das Ziel dieser Beratung muss sein, Eltern so gut zu informieren, dass sie auf die schwierigste aller Fragen selbstständig die Antwort finden, mit der sie am besten leben können. (Gudrun Springer, DER STANDARD, 29.3.2013)