Streng genommen dürfte es in Österreich keine "kirchlichen" Feiertage geben - kein Recht auf "christliche" Feiertage. Dem Staat muss es egal sein, ob nun jemand Teil einer Fronleichnamsprozession ist oder am 1. Mai die Fahne schwingt: Aufmarsch ist Aufmarsch.

Doch die Praxis ist eben eine andere, im Arbeitsruhegesetz wird sehr wohl das religiöse Hochfest angeführt. Und Angehörigen der evangelischen Kirchen AB und HB, der Altkatholischen Kirche und der Evangelisch-methodistischen Kirche wird mit dem freien Karfreitag eine "Sonderstellung" eingeräumt. Kaum verwunderlich also, dass jetzt Muslime und Juden auf ein eigenes Feiertagsrecht pochen.

Allein der Gedanke an eine Erweiterung des Feiertagskalenders wird Unternehmen die Schweißperlen auf die Stirn treiben. Jeder staatlich anerkannten Religion gesetzliche Freizeiten zu gewähren wird auf Dauer wirtschaftlich nicht zu verkraften sein. Sinnvoller wäre es, mehr Flexibilität ins österreichische Feiertagswesen zu bringen.

Das Land, die Religionen, die Gesellschaft brauchen fixe Rituale im Jahreskalender - aber keine staatliche verordnete Freizeit. Statt an Feiertagen automatisch ein Arbeitsverbot zu erteilen, wäre es sinnvoller, etwa den Urlaub um wenige Tage aufzustocken. Es bleibt so dem Einzelnen überlassen, was er Mariä Lichtmess, am Reformationstag, während des Ramadans oder am Nationalfeiertag tut - arbeiten oder feiern. Gleichheit fängt im Kalender an. (Markus Rorhofer, DER STANDARD, 30./31.3.2013)