Zypern ist noch gar nicht ganz in der neuen Realität von Bankencrash und neuer Rezession angekommen, lässt aber bereits nach den Schuldigen des Finanzdesasters suchen, aber auch nach Nutznießern der engen Verflechtung zwischen den beiden Großbanken Laiki und Bank of Cyprus mit Politik und Unternehmern auf der Insel. Die Reaktion ist nur zu verständlich angesichts der Größe dieser Katastrophe. Doch die Chancen sind groß, dass die Staatsanwaltschaft, die nun ihre Ermittlungen aufnimmt, am Ende niemanden finden wird, den sie anklagen kann.

Denn weit mehr noch als Griechenland mit seinen zerstörerischen Korruptionsfällen ist Zypern, der griechische Inselteil im Süden, ein kleines Spielfeld, auf dem wenig verborgen bleibt. Panicos Demetriadis, Zyperns Zentralbankchef, hat im Trubel der vergangenen Tage eingeräumt, dass die Laiki Bank nach ihrer faktischen Verstaatlichung im Sommer 2012 neun Monate künstlich am Leben erhalten worden war mit dem Ziel - die Präsidentenwahlen im Februar dieses Jahres abzuwarten. Zyperns scheidender Staatschef, der altlinke Demetris Christofias, wollte seine Amtszeit nicht mit einer Bankenpleite beenden.

Aber wem in Nikosia sollte das wirklich entgangen sein? Und wer in der Regierung, in den hoch bezahlten Vorständen von Laiki und Bank of Cyprus hätte nicht kapiert, dass der Haircut bei griechischen Staatsanleihen bedrohliche Verluste für Zyperns Banken mit sich bringen würde? (Markus Bernath, DER STANDARD, 2.4.2013)