Wenn etwas überrascht, dann sind es allenfalls rhetorische Nuancen: Kim Jong-un scheint Nordkoreas Generälen beweisen zu wollen, dass er kein Leichtgewicht ist. Dass er mit dem Säbel rasselt, damit rechnet das Weiße Haus immer, wenn man gemeinsam mit Südkorea Manöver abhält - das gehört zum Ritual. Dieses Mal fällt der Ton aber noch ein wenig bellizistischer aus.

Spielen die Nordkoreaner auch dieses Mal ihr übliches Spiel? Oder verleitet angebliche nukleare Potenz einen irrationalen Politiker zu einer noch gefährlicheren Art von Va-banque-Spiel? Im Moment sehen Barack Obamas Experten kaum einen Grund, die Alarmglocken lauter als sonst läuten zu lassen. Nur weiß es eben niemand genau, dazu gibt das hermetisch abgeriegelte Land einfach zu viele Rätsel auf. Noch ist Kim ein eher unbeschriebenes Blatt.

Das eigentlich Gefährliche: Es mangelt an Kommunikationskanälen. Amerikaner und Nordkoreaner sollten endlich den direkten Dialog suchen, so wie es Obama bereits als Präsidentschaftskandidat forderte. Alles andere fördert nur die Paranoia der Machthaber in einem isolierten Winkel der Erde. Allein mit Druck kann man Kim nicht dazu bringen, seine nuklearen Ambitionen aufzugeben. Soll der Konflikt nicht außer Kontrolle geraten, muss die Diplomatie, muss das sachliche Gespräch Risiken einzudämmen helfen. Mit anderen Worten: Es liegt an Obama, den Part des Erwachsenen im Kinderzimmer zu übernehmen. (Frank Herrmann, DER STANDARD, 2.4.2013)