Berlin  - In Deutschland stehen 20 Institutionen auf der vom Deutschen Kulturrat seit dem vergangenen Jahr geführten Roten Liste bedrohter Kultureinrichtungen. Diese kann nach Ansicht der Initiatoren viele Museen, Bibliotheken oder Bühnen vor dem Aus retten. "Unser Ziel ist es, den Verantwortlichen bewusst zu machen, wie wichtig diese Einrichtungen gerade für die Menschen in der Region sind", sagte Olaf Zimmermann, Geschäftsführer des Kulturrats: "Weil niemand gern auf so einer Liste steht, fängt oft schon bei den Vorgesprächen die Rettung der Institution an."

Der Deutsche Kulturrat, Dachorganisation von mehr als 200 Bundeskulturverbänden, hat vor knapp einem Jahr die Rote Liste gestartet. "Ähnlich wie bei den Roten Listen bedrohter Tier- oder Pflanzenarten stellen wir Kultureinrichtungen vor, die von Schließung bedroht oder gefährdet sind", so Zimmermann. "Die konkreten Beispiele machen die Auswirkungen der Sparpolitik sehr viel deutlicher, als wenn die Menschen nur trockene Zahlen lesen." Auf der Liste stehen etwa das Archiv der Jugendkulturen in Berlin, das Frauenmusikzentrum in Hamburg und die Stadtbibliothek Essen.

Die meisten Meldungen kommen von den bedrohten Institutionen selbst. Der Kulturrat prüft dann die Sachlage und entscheidet entsprechend seiner fünf Kategorien über die Aufnahme in die Liste. Es geht von "Geschlossen" über "Von Schließung bedroht" bis zu "Gefährdung aufgehoben". Alle zwei Monate wird die Situation neu überprüft. "Wir bekommen sehr viele Institutionen genannt und könnten viel mehr aufnehmen. Aber wir wollen immer nur beispielhaft einige vorstellen, um den Handlungsbedarf deutlich zu machen. Es soll ja nicht eine reine Klagemauer werden."

Für die kommenden Jahre befürchtet der Kulturrat einen weiter wachsenden Druck vor allem auf kommunale Einrichtungen. "Städte und Gemeinden sind diejenigen, bei denen die allgemeine Sparpolitik die prekärsten Auswirkungen hat. Weil die Kulturförderung zu den freiwilligen Leistungen gehört, wird hier in der Not am ehesten der Rotstift angesetzt", so der Geschäftsführer. "Um das Problem grundsätzlich zu lösen, wäre eine ganz neue Art von Finanzzuweisungen an die Kommunen nötig."

Bei den Kultureinrichtungen in der Obhut des Bundes sieht Zimmermann die geringste Gefahr. Der Bund hat in den letzten Jahren seinen Etat kontinuierlich leicht erhöht. Bei den Bundesländern sei die Lage dagegen recht unterschiedlich. "Bayern und Baden-Württemberg etwa gehören noch zu den Ländern, die keine so großen Probleme haben. In Sachsen-Anhalt, Mecklenburg-Vorpommern, aber auch in Schleswig-Holstein und dem Saarland ist die Lage sehr angespannt", so Zimmermann. "Wir hoffen, dass hier auch die Rote Liste zumindest einen Bewusstseinsprozess anregt." (APA, 1.4.2013)