Málaga – Über den spanischen Exploitation-Filmemacher Jess Franco waren stets originelle Gerüchte in Umlauf. Eines davon lautete, der Vatikan habe ihn als den gefährlichsten Filmemacher der Welt eingestuft. Jemand wie Franco, der sein wohl weit über 200 Filme umfassendes Œuvre der fantasievollen Ausmalung von Horror, Gewalt und Sex gewidmet hat, muss dies als Anerkennung verstanden haben.

Jess Franco (eigentlich Jésus Franco Manero), 1930 in Madrid geboren, begann in den 1950er-Jahren, meist mit schmalen Budgets ausgestattete Filme zu realisieren. Ein erster Erfolg wurde ihm mit The Awful Dr. Orloff (Gritos en la noche) zuteil, der international vertrieben wurde. Franco drehte in den 60ern und 70ern überall dort in Europa, wo er Anschluss fand: Dracula- und Fu-Manchu-Filme mit Christopher Lee in Großbritannien, Nachzügler der Wallace-Serie in Deutschland, erotische Thriller mit Klaus Kinski (Venus in Furs) in Italien, dazwischen Obskures für die Bahnhofskinobestückung.

Mit Filmen wie dem traumwandlerischen Necronomicon – Geträumte Sünden, den selbst Fritz Lang bewundert haben soll, gelangen Franco neben viel Trash auch überraschend sinnliche Arbeiten, die sich von erzählerischen Zwängen befreiten. Einem einschlägig an Oberflächenreizen interessierten Publikum war die Arbeit des Vielfilmers oft auch zu verworren. Nicht aber der Pariser Cinémathèque, die ihn 2008 mit einer umfassenden Retrospektive würdigte.

Am Dienstag ist Jess Franco an den Folgen eines Schlaganfalls im Alter von 82 Jahren gestorben.  (Dominik Kamalzadeh, DER STANDARD, 3.4.2013)