Urlaub am Bauernhof beginnt im Eisacktal früh mit grünen Wiesen und dem nur mehr angezuckerten Gipfel des Aferer Geisler.

Foto: Südtirol Marketing / C. Zahn

Dem gewöhnlichen Apfel haftet nun wirklich nichts Exotisches an. Und doch steht er in Form eines Haines aus Obstbäumen für Erholung und Ruhe - urlaubs- und üblicherweise auf einem einsamen Bauernhof jenseits des Brenners.

Die Region Natz-Schabs im Südtiroler Eisacktal nennt sich nicht umsonst "Apfelhochplateau". Auf dieser saftig-grünen Anhöhe liegt etwa der Familienbetrieb Weiherhof, der sich seit letztem Jahr nicht mehr nur um seine Obstbäume, sondern auch um Gäste kümmert. Hier bessert man ganz radikal seine "One apple a day"-Statistik auf: Neben Brot und Aufschnitt auf dem liebevoll bereiteten Frühstückstisch werden freilich der hofeigene Apfelsaft, der hausgemachte Apfelstrudel und ein weiterer Apfel zum Verputzen platziert.

Der Hof liegt geschützt, aber nur wenig abgelegen 860 Meter über dem Meeresspiegel. Man sieht auf den kleinen Flötscher Weiher, dahinter beginnt dichter Wald. Durch diesen kann man spazierend die lauschigen Dörfer Natz und Schabs erreichen. Ein paar Kilometer weiter liegt Brixen, Bischofssitz und eine der ältesten Städte Südtirols.

Neu, sehr modern und stilsicher mit viel Holz gebaut, hat der Weiherhof insgesamt nur vier Ferienwohnungen und zwei Zimmer. Die luft- und lichtdurchströmten großen Räume holen die in Südtirol oft beworbenen "300 Tage Sonne im Jahr" herein. Versteckt in der Tiefgarage unter dem Haus kann man parken. Das Herumkommen in der ländlichen Region ist zwar mit dem Auto am einfachsten, aber viele Strecken können auch mit dem regionalen Bus vom Hof aus zurückgelegt werden.

Ein Hahn mit Spielregeln

Der Weiherhof ist einer von über 1600 Südtiroler Bauernhöfen, die unter der Marke "Roter Hahn" Zimmer und Ferienwohnungen anbieten. Für die Landwirte, die meist kleine, traditionelle Höfe bewirtschaften, ist der Nebenverdienst durch den Tourismus zwar wichtig geworden. Landwirtschaft und Beherbungsbetrieb sind aber nicht immer einfach unter einen Hut zu bringen. Daher gelten bei diesem Zusammenschluss gewisse Spielregeln: Ein Bauernhof darf maximal vier Ferienwohnungen oder sechs Zimmer mit Frühstück anbieten. Diese Deckelung soll einerseits garantieren, dass die Landwirtschaft nicht unter der touristischen Arbeit leidet. Andererseits sollen auch die Urlauber von den kleinen Strukturen profitieren: Die Höfe bleiben zumeist intakt, der Alltag eben alltäglich, individuell und familiär. Das Konzept will Reisende also gewissermaßen von ihrem Schicksal als Zaungäste erlösen. Und das funktioniert. Ob man sich lediglich nach Wanderwegen erkundigen, bei der Ernte helfen, Spinatknödel kochen lernen oder den Stall ausmisten möchte: Die Zahl der Gäste bleibt immer übersichtlich, also hat man auch Zeit für sie.

Neben dem eigentlichen Urlaub auf dem Bauernhof zählen auch etliche bäuerliche Schankbetriebe zum "Roten Hahn". Sie bieten als Buschenschank eben Wein oder hofeigenes Fleisch an. Und die zusätzlich als "Qualitätsprodukte vom Bauernhof" ausgewiesenen Delikatessen kommen mittlerweile von insgesamt 54 Südtiroler Bauernhöfen. Darunter Marmeladen, Säfte, riesige Laibe Käse, Räucherspeck, Schnäpse, Tee und sogar regionale Kosmetika mit kontrollierter Herkunft.

Keine Königin im April

Was den Südtiroler Urlaub auf dem Bauernhof zudem auszeichnet, ist das Leben mit und von den Saisonen: Wenn, wie jetzt im April, gerade Spargelzeit und endlich der 2012er-Wein trinkreif ist, kommt davon eben ein bisserl mehr und dafür auch einmal weniger Apfelsaft auf den Tisch. Denn auch in Südtirol ist die Erntezeit selbstverständlich im Herbst, wenn riesige Kernobstskulpturen durch Straßen gezogen werden und die Apfelkönigin gekrönt wird. Im Mai lädt diese höchstens zum Blütenfest mit Lauf durch die gerade ergrünten Wiesen und Wälder ein.

Wer hingegen lieber durch Südtirol galoppiert, findet hier auch Höfe, die - schon nahezu ganzjährig - Reiturlaub anbieten. Etwa die Familie Oberfahrer, die mit Ortsunkundigen gerne den Tschöggelberg rauf- und runterreitet - bei einem einmaligen Ausflug. Für einen längeren Reiturlaub gibt es sehr abwechslungsreiche Strecken für Geübte und Anfänger sowie hohe Pferderücken und Ponys für die Kleinen. Allerdings heißt es in diesem Fall ganzjährig mitanzupacken: Das Satteln, Zäumen und Striegeln kennt keine Saison. (Julia Grillmayr, DER STANDARD, Album, 6.3.2013)