Professor Anton Zeilinger und seine Assistenten: Bernhard Wittmann, Christoph Schäff und Robert Fickler (v. li. n. re.) untersuchen "live", ob das Licht nun eine Welle ist oder aus Teilchen besteht.

Foto: standard/robert newald

Wien - Hinter noch abgeklebten Fensterscheiben arbeiten Robert Fickler, Christoph Schäff und Bernhard Wittmann daran, die Quantenphysik für die Präsentation im Kunstraum bereitzumachen. Inmitten von Bohrmaschinen und Lötkolben muss man aufpassen, nicht über eines der empfindlichen Glasfaserkabel zu stolpern, durch die - bemerkt nur von einem entsprechenden Sensor - Lichtteilchen rasen.

Bis heute haben sie jene Objekte aufgebaut, die im vergangenen Sommer auf der Documenta in Kassel ausgestellt waren. Es waren damals die drei Doktoratsstudenten, die ihren Professor überzeugten, in einen Kunstraum zu gehen. "Ich hab gesagt, das kostet die Forschung so viel Zeit, aber die wollten das", erzählt Zeilinger schmunzelnd. Für die Wissenschafter ist die Ausstellung im Prinzip die Fortsetzung ihrer Arbeit im Labor. Bis auf die Plexiglas-Kästen sei alles authentisch - darauf wird Wert gelegt. Es werden sogar Daten für eine eventuelle Publikation gesammelt.

Und doch ist es eine "nette Abwechslung", werden die Wissenschafter hier doch einigen Kontakt zur Öffentlichkeit haben: Fickler, Schäff und Wittmann werden fast täglich zu bestimmten Zeiten anwesend sein, um Interessierten die Experimente zu erklären. Dabei sind sie - wie der Standard erleben durfte - auch sehr nachsichtig, wenn man ihnen einmal nicht folgen können sollte.

Metaphern über Metaphern werden gefunden, um dem Neugierigen jene komplexe Theorie zu erklären, der man derzeit den meisten Wahrheitsgehalt zutraut. Von "Teilchen, die voneinander wissen, als ob sie telefonieren würden", ist die Rede; Zettel füllen sich mit schematischen Zeichnungen. Für die tatsächliche Ausstellung soll dann eine Wandtafel montiert werden.

Die Wissenschafter werden dabei nolens volens zu Performern, bereichern sie doch das Kunsterlebnis deutlich. Ohne ihre Erklärungen blieben manche Experimente noch rätselhafter. Teilweise ist das Wesentliche mit freiem Auge überhaupt nicht erkennbar. Bei einem Experiment ist sogar lediglich das Auswertungsergebnis als Zahlenreihe auf einem Bildschirm zu sehen. Man bekommt ein Gefühl für die Dialektik der Aufklärung, worin sich Adorno und Horkheimer mit dem Mythospotenzial der vermeintlich durchanalysierten Lebenswelt befasst haben.

Dem geneigten Publikum steht man gerne auch für philosophische Diskussionen zur Verfügung, immerhin gibt es genügend Leerstellen in der Quantentheorie. Mit der Grundhaltung, dass erst durch die Beobachtung die Dinge existent würden, ist für Offenheit gesorgt. Zudem laden Phänomene wie die "spukhafte Fernwirkung" - wobei zwei Teilchen trotz großer Entfernung eine Art Verbindung zu haben scheinen - mitunter zu emotionalen oder mystizistischen Interpretationen ein. Allein: Davon, dass hier "harte Naturwissenschaft" betrieben werde, werden sich die Quantenphysiker nicht abbringen lassen.

Klar ist, dass man in wenigen Stunden kaum zum Quanten-Experten wird. Das Wichtigste sei aber, "das Interesse zu wecken", darin sind sich die Wissenschafter mit Kurator John Sailer einig. (Roman Gerold, DER STANDARD, 9.4.2013)