Vielleicht findet heuer der rechte Spuk sein Ende: Am 8. Mai werden die Wiener Symphoniker auf dem Heldenplatz ein Konzert spielen - und so dem " Totengedenken" der schlagenden Burschenschaften den Raum nehmen. Es bleibt zu hoffen. Denn für all jene, die glauben, "die totale Niederlage" NS-Deutschlands betrauern zu müssen, sollte schon längst kein Platz mehr sein. In den Kellern ihrer Burschenschafterbuden können sie einander treffen, aber sicher nicht im Zentrum der Stadt, an diesem geschichtslastigen Standort.

Schon in den vergangenen Jahren haben viele hundert Menschen gegen das Treiben der Schlagenden protestiert. 2012 hat auch die Bundesregierung endlich zu einer Gedenkveranstaltung anlässlich des Jahrestags der Kapitulation des Nazi-Regimes geladen. Das sind alles richtige und wichtige Signale. Aber trotz dieser Symbolik: Den 8. Mai als Tag der Befreiung zu begehen war in Österreich bisher nur einer Minderheit politisch Interessierter vorbehalten.

Mit dem Konzert der Wiener Symphoniker bietet sich jetzt die Chance, endlich auch breite Bevölkerungsschichten anzusprechen; Menschen, die für Demos schwer oder gar nicht erreichbar sind. Auch sie gegen rechte Umtriebe zu mobilisieren und bei ihnen für neues Geschichtsbewusstsein zu sorgen wäre ein Erfolg. Vielleicht setzt sich dann in allen Köpfen fest, was der 8. Mai in Wirklichkeit ist: der Tag der Befreiung - eben ein Volksfest. (Peter Mayr, DER STANDARD, 9.4.2013)