Geschwungene Linien in der Mode von Bradaric Ohmae.

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Die beiden Designer...

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...und eine ihrer Taschen.

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Die eine ist Kroatin, der andere Japaner. Sie redet wie ein Wasserfall, er wie ein Sturzbach. Hebt er zu einer Erklärung an, dann fällt sie ihm spätestens nach zwei Sätzen ins Wort. Umgekehrt ist es genauso. Tanja Bradaric (29) und Taro Ohmae (27) gehören nicht zu jenen Designern, denen man alles aus der Nase ziehen muss. Sie haben etwas zu sagen - und sie wollen hoch hinaus.

Unter den vielen jungen Designern, die sich in den vergangenen Jahren in Wien bemerkbar gemacht haben, sind Bradaric Ohmae jene, denen man am meisten Aufmerksamkeit widmen sollte. Ihre Designs sind luftig, haben aber dennoch Tiefgang. Ihre Entwürfe haben einen Wiener Einschlag, können sich aber international sehen lassen. Die akademischen Formenexperimente haben die beiden längst hinter sich gelassen - und das, obwohl Ohmae gerade erst sein Diplom macht.

Eigene Handschrift

Auf der Wiener Universität für angewandte Kunst haben sich die beiden kennengelernt. Bradaric arbeitete gerade an ihrer Abschlusskollektion, Ohmae war vor kurzem aus London nach Wien gekommen. Ein akademisches Greenhorn und eine Uniabgängerin. Aus einer losen Arbeitssituation entwickelte sich über die Jahre ein kreatives Zusammenspiel - bis man sich vor zwei Jahren zum Label Bradaric Ohmae zusammenschloss.

Zu diesem Zeitpunkt hatten die beiden allerdings bereits viele Monate zusammen bei Chloé und Balenciaga in Paris verbracht. Als Praktikanten, aber ihre Aufgabenbereiche gingen weit über herkömmliche Hilfsarbeiten hinaus. Sie waren in Materialrecherchen involviert, in experimentelle Schnittzeichnungen, in den Entwurf und die Produktion. Die Expertise, die sie sich dabei angeeignet haben, merkt man den Kollektionen, die sie seitdem präsentieren, an. Die Handschrift ist aber dennoch eine ganz eigene geblieben.

Schwerelos

Japan trifft auf Kroatien, Paris auf Wien, Tradition auf Moderne, Leder auf Syntheticgarne: Die Entwürfe von Bradaric Ohmae könnten von einem großen Pariser Modehaus stammen, die Experimente sind so dosiert, dass sie tragbar bleiben, die Verarbeitung ist makellos, die Accessoires haben das Zeug zu Kultstücken. Schwerelos ist ein Wort, das einem angesichts ihrer jetzigen Frühjahrskollektion in den Sinn kommt, dabei hat es das Gedankenkonstrukt, auf dem sie basiert, in sich.

Ausgangspunkt war der Thonet-Sessel Nr. 14 und seine Interpretation durch Marcel Breuer. Die Bespannung der Sessel verwendeten sie für die Taschen, in der Mode findet sich das Flechtmuster als doppelseitig geflochtenes Leder wieder. Die geschwungenen Linien, die sich durch die Kollektion ziehen, sind dagegen eine Anspielung auf Radgestelle, an denen sich auch Breuer orientierte. In der kommende Herbstkollektion arbeiten sich die beiden übrigens wieder an einem heimischen Klassiker ab: dem Lodenmantel. Stephan Hilpold